Leserbriefe zur Rezension

Berthold Auerbachs „Neues Leben“ – zu Unrecht vergessen?

Ein Roman im Lichte seiner Kritik

Von Stefanie Hoyer


ivo kügel schrieb uns am 09.05.2016
Thema: Stefanie Hoyer: Berthold Auerbachs „Neues Leben“ – zu Unrecht vergessen?

Sehr geehrte Frau Hoyer,

Neues Leben fiel mir in die Hand, und ich habe es nach zähem Anlauf mit wachsendem Interesse gelesen.So unparteiisch erscheint mir der Autor nicht. Nur vermeidet er krasse Polemik, indem er die restaurativen Argumente durchweg von sympathischen Personen vortragen lässt. Aber die geschilderten Umstände sprechen dorch für deutliche Kritik.  Der Lehrer Lutz (Schnörkel) kommt durchaus noch später vor. Überhaupt ist die Schilderung, wie sich die Lehrerschaft entwickelt, beste Beobachtung, Grundzüge bis heute unverändert. In der Charakterisierung der weiblichen Hauptfigur erscheint Auerbach recht fortschrittlich. Und in der Entwicklung seines Helden, den er ja nicht vorbehaltlos preist, kommt ein gewisser Trost für den nach dem Idealen verlangenden Leser zum Ausdruck - die Amnestie ist eben doch zu akzeptieren. - Stilistisch soll die auktoriale Präsenz des Erzählers wohl verknüpfen, was an Handlungselementen nicht immer konsequenterscheint.
Nun, vier Jahre nach 48 mutig und klar gesehen, wie seltsam fremd sich ein Grundsatztreuer in der Herde der Opportunisten ausnimmt.

Beste Grüße

Ivo Kügel