Leserbriefe zur Rezension

Dichten und Dienen

Heimo Schwilk über das Leben Hermann Hesse

Von Andreas Solbach


Veit Feger schrieb uns am 26.07.2012
Thema: Andreas Solbach: Dichten und Dienen

Sehr geehrter Herr Professor

ich erlaube mir einige Fragen und Bekundungen des Erstaunens.

Sie behaupten, Hermann Hesse sei "der wohl von der professionellen Germanistik meistgeschmähte Autor".
Gibt es für die Richtigkeit dieser Vermutung einen Beleg?
Ihre, Andreas Solbachs, Hesse SEHR  bewundernden  Schluss-Sätze stammen wohlgemerkt von einem Universitätsprofessor der Germanistik....

Sie behaupten, Hesse habe seine Werke "gänzlich aus der Erfahrung des.... Pietismus und der großen Tradition der deutschen Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts erarbeitet."
Sie schreiben "gänzlich".
Am Ende Ihrer Buchbesprechung schreiben Sie, Hesse sei u.a. "ein bedeutender Verfechter und Vermittler fernöstlicher Lebensweisheit". -
Für mein Empfinden müssten Sie das Wort "gänzlich" modifizieren.....

Könnte man folgenden Satz verständlicher formulieren:
"Das Ziel der Selbstverwirklichung wird angebunden an den Gedanken des Dienens an sich selbst, der in die Konstitution der Gemeinschaft eingebunden bleibt." ??

Verständnisprobleme habe ich auch bei Formulierungen wie "den eigenen Geist erobern" oder "Dienst am Geist als Eigensinn des Lebens". -
Ich vermute, dass Sie in letzterem Satz dem Wort "Eigensinn" eine andere Bedeutung als die landläufige geben, nämlich "eigenen Sinn".
Aber auch diese reguläre Formulierung hilft meinem Verständnis nicht auf.

Nicht leicht nachvollziehbar ist das Ausmaß der Bedeutung, die Sie GEISTIGEM  bei Hesse zumuten angesichts seiner  von Ihnen zitierten misslungenen "Partnerschaftsverhältnisse",  bei Hesse  sogar "sehenden Auges"....

Wenn Schwilk seine Ansichten "mit großer Sympathie" vorträgt, darf man dann so sicher sein wie Sie, dass er kein Hagiograph" ist?
Überhaupt nicht verstehen kann ich, warum ein Sympathisant den Gegenstand seiner Untersuchung "von oben herab kritisieren" sollte...

Um einen Menschen "in seiner Widersprüchlichkeit als Einheit" benennen zu können, dazu  bedarf es sicher der Zugehörigkeit zu einer speziellen philosophischen Schule..

Veit Feger, Ehingen       Veit.Feger@t-online.de