Leserbriefe zur Rezension

Zwei bedeutende Denker

Zu dieser Ausgabe

Von Jan Süselbeck


Rob schrieb uns am 08.05.2014
Thema: Jan Süselbeck: Zwei bedeutende Denker

Lieber Jan Süselbeck! Sie hoffen auf Leserbriefe?! Ich schreibe einen!
Ich habe leider keine Ahnung, was Heidegger mit diesen abghobenen Worten zum „Ereignis“ meint. In einem stimme ich Ihnen auch zu: Heidegger sah eine Apokalypse auf die Menschheit zukommen. Die Moderne wird sich mit Hilfe der Technik selbst in die Luft sprengen, davon war H. dann überzeugt: der NS war nicht die Überwindung der grausamen nietzeanischen machtbessenen Moderne, sondern deren Vollendung. Dies verdeutlicht H. in etwas martialischer Sprache in den „Schwarzen Heften“. Hier aber liegt m.E. einer der Denkfehler der jetzigen H-Interpretationen in den Zeitungen, von dem Sie leider auch ausgehen.
H. fantasiert sich hier nicht feudig in eine globale Vernichtung hinein, sondern er beklagt sie als auswegslos: Metaphysik u. technische Weltbilder werden leider erst dann überwunden, wenn der Mensch seine ausweglose Situation erkennt, wenn er erkennt, dass er sich selbst vernichtet. Die machtbesessene, technisierte Moderne wird die Welt in die “Verwüstung” führen, u. dann erst wird der Mensch wieder zu sich selbst kommen! Dann erst – aus der „Not“ heraus - wird er zu einem gewaltlosen, machtverzichtenden, dichterischen Denken finden, wie es Hölderlin u.a. im Hyperion verdeutlichtete: einem ursprünglichen „Seyn“. Dies ist eines der Hauptmotive seines Denkens (Mensch als gewaltloser „Hirte des Seins“ u.a.).
H. lehnte die Kriege u. die Machtansprüche der Nazis, eine nietzeanische Politik und Philosophie der „Machtermächtigung“, des „Willens zur Macht“, der „totalen Mobilmachnung“ schon während der NS-Zeit ab. Dies sei ein Weg ins „Verbrechertum“, in die „brutalitas“, (ausführlich dargelegt u.a. in „Geschichte des Seyns), z.B.
„Daher gehören in das vom unbedingten Machtwesen bestimmte Zeitalter die großen Verbrecher. Sie lassen sich nicht nach sittlich-rechtlichen Maßstäben beurteilen. Man kann das tun, aber man erreicht so niemals ihr eigentliches Verbrechertum. Auch gibt es keine Strafe, die groß genug wäre, solche Verbrecher zu züchtigen. Jede Strafe bleibt wesentlich hinter ihrem Verbrecherwesen zurück. Auch die Hölle und dergleichen ist zu klein im Wesen gegen das, was die unbedingten Verbrecher zu Bruch bringen. Die planetarischen Hauptverbrecher sind sich ihrem Wesen nach zufolge ihrer unbedingten Knechtschaft gegenüber der unbedingten Ermächtigung der Macht völlig gleich. Historisch bedingte und als Vordergrund sich breitmachende Unterschiede dienen nur dazu, das Verbrechertum ins Harmlose zu verkleiden und gar noch sein Vollbringen als »moralisch« notwendig im »Interesse« der Menschheit darzutun. Die planetarischen Hauptverbrecher der neuesten Neuzeit, in der sie erst möglich und notwendig werden, lassen sich gerade an den Fingern einer Hand abzählen.“ (Geschichte des Seyns § 61) Wer hat solche Überzeugungen im Jahr 1938-40 sonst noch in Deutschland vor seinen Studenten vertreten und in Büchern dargelegt?