Leserbriefe zur Rezension

"Ich liebe dich" - Emotionalität und Kitsch

Eine Warnung vor Claude Steiners Buch "Emotionale Kompetenz"

Von K. Franz


Bea Schild schrieb uns am 07.06.2008
Thema: K. Franz: "Ich liebe dich" - Emotionalität und Kitsch

Sehr geehrter Herr Franz

Das was Sie hier als Kitsch zitieren scheint mir bei genauerer Betrachtung doch eine etwas seltsame Klassierung.
Claude Steiner meint es tatsächlich, wenn er sagt, dass wir eher im Kreis der uns sicher Wohlgesinnten, wie FreundInnen, lernen können, unsere Emotionen zu spüren, zu benennen und, falls wir wollen, sie mit zu teilen. Gefühle mit anderen zu teilen schafft Nähe.  Dies geschieht auch in der Zweierbeziehung.
Steiner ist sehr ehrlich und offen, wenn er mitteilt, dass eine Frau ihn herausgefordert hat zu merken, dass es ihm sehr schwer fällt, "Ich liebe Dich" zu sagen. Damals war dies so.
Falls Ihnen dies heute leicht fallen sollte, wenn Sie es wirklich meinen, haben wir alle dies auch den Vorreitern zu verdanken.

In diesem Sinne finde ich Ihre Kritik intelligent und ... sarkastisch. Sarkasmus hilft uns allen nicht, besser über unsere Gefühle zu kommunizieren, falls angebracht und erwünscht.


Freundliche Grüsse
Bea Schild


Clemens M. Hürten schrieb uns am 09.06.2011
Thema: K. Franz: "Ich liebe dich" - Emotionalität und Kitsch

Hallo Herr Franz!
Ich bin entsetzt über Ihre Kritik an Claude Steiners Buch. Zudem halten Sie Ihre Aussagen derart breit, dass Sie damit nicht nur das angeführte Buch, sondern auch das gesamte Wer von Claude Steiner diskreditieren und abwerten. Ich habe Claude Steiner vom 02. bis 05. Juni 2011 auf einer Tagung zum Thema "Emotionale Kompetenz" in der Klinik Bad Grönenbach persönlich kennen und schätzen gelernt.

Claude Steiner hat die Transaktionsanlytische Theorie weiter entwickelt und daraus im Rahmen der "Radikalen Psychiatrie"-Bewegung in den USA u.a. neue wichtige Anregungen für die Gestaltung der therapeutischen Beziehung gegeben. Grundlage dafür ist Mitgefühl, Verständnis, Liebe.

Es ist nur konsequent, dass er zugleich daraus das Konzept "Emotionale Kompetenz" oder "Emotional Literacy" weiter entwickelte für den alltäglichen kommunikativen Umgang miteinander und eine konstruktive und emotionale Beziehungsgestaltung im Alltag.

Claudes durch und durch ehrlich-integre Art, sein echtes Auftreten, aber vor Allem, wie seine Worte mich berühren, egal ob ich ihn höre oder lese, das rührt mich zutiefst an und fühlt sich in mir stimmig an.

Ich arbeite als Psychologischer Berater und mache zurzeit eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Daher beschäftigt mich besonders die Frage nach den effizientesten aber auch menschlich-emotionalen Therapiemethoden. Ich möchte in meiner Klienten-Berater-Beziehung den Gedanken der Emotionalen Kompetenz und dem Kooperativen Vertrag nach Claude Steiner gestalten. Das geht viel weiter und tiefer, als Gesprächsführung nach Carl Rogers.
Schade finde ich, dass Sie anscheinend von Claude Steiners Intention so wenig verstanden haben. Es würde sich für Sie vielleicht lohnen, ihn noch einmal zu lesen!

Freundliche Grüße
Clemens M. Hürten, Rottweil