Leserbriefe zur Rezension

Von Gender-Stars und -Sternchen

Anne Wizorek und Hannah Lühmann debattieren über Gleichberechtigung in der Sprache

Von Willi Huntemann


Luise F. Pusch schrieb uns am 22.02.2019
Thema: Willi Huntemann: Von Gender-Stars und -Sternchen

Eine Anmerkung zum "Dammbruch-Argument": Sie schreiben "Was ist, wenn noch andere Sprachbenutzer ihre (Nicht-Gender)-Identitäten in der Sprache symbolisch sichtbar gemacht sehen wollen? Wo liegt die Grenze, was kann man der Sprache noch zumuten?" Sie sprechen in dem Zusammenhang auch von der „Euphemismus-Tretmühle“ (Steven Pinker).
Das Entscheidende Wort ist hier Nicht-Gender. Diese Probleme sind Wortschatzprobleme und liegen außerhalb der feminist. Sprachkritik oder interessieren uns nur am Rande. Insofern trifft der Vorwurf der Euphemismus-Tretmühle daneben. Die Unterordnung der Frau findet zwar auch im Wortschatz statt, und nicht zu knapp, viel gravierender ist aber deren Verankerung in der Grammatik: dass nämlich die Bezeichnungen für Frauen aus den Bezeichnungen für Männer abgeleitet werden und eine weibliche Gruppe zu einer männlichen wird, sowie ein Mann hinzukommt (sog. generisches bzw. geschlechtsneutrales Maskulinum).
Nur diejenigen Sprachprobleme, die mit dem Geschlecht zu tun haben, liegen im Kernbereich der fem. Sprachkritik. Also auch die Probleme der Intergeschlechtlichen und der Transgender Community. Da kann die fem. Sprachkritik mithelfen und Vorschläge machen, aber letztlich müssen die Betroffenen eine eigene Lösung finden. Soweit ich weiß, sind die Betroffenen viel weniger an Sprachproblemen interessiert als ihre Lobbygruppen uns weismachen wollen. Sie wollen vor allem, dass die "korrigierenden" Geschlechtsoperationen an Neugeborenen aufhören.