Leserbriefe zur Rezension

Von Geschmacksurteilen heute

Eine Gegenwartsästhetik von Moritz Baßler und Heinz Drügh

Von Linda Maeding


Günter Helmes schrieb uns am 20.04.2022
Thema: Linda Maeding: Von Geschmacksurteilen heute

„Gegenwartsästhetik“, so liest man, sei (...) "auch eine fundierte Kritik der Frankfurter Schule sowie anderer kulturkritischer Ansätze, die populäre ästhetische Praktiken nur über ihren Konsumcharakter (...) wahrnehmen, dabei aber, so die Autoren, deren 'gemeinschaftsstiftende Seite' übersehen." Ist nicht genau das Gegenteil der Fall? Haben die 'Frankfurter' und andere nicht gerade diese 'gemeinschaftsstiftende Seite' nur allzu genau gesehen - und deshalb 'populäre ästhetische Praktiken' mit Skepsis betrachtet oder abgelehnt, und das aus allerbesten Gründen? Reicht es in diesem Zusammenhang, wenn man bspw. an die Heimatkunstbewegung um 1900 und deren Filiationen bis heute erinnert, die u.a. einen Höhepunkt in der Lichtdom-Ästhetik der Nazis hatte? Nichts, aber auch gar nichts gegen populäre Kulturen per se. Aber gilt es nicht immer noch mit Brecht zwischen einer apologetisch-anbiedernden 'Volkstümlichkeit' zu unterscheiden, die Unmündigkeit erzeugt und perpetuiert, und einer solchen, die sich dem unabgeschlossenen Projekt Aufklärung verpflichtet fühlt? So mir nichts dir nichts Gemeinschaftsstiftung zu etwas Positivem an sich zu stilisieren, scheint jedenfalls fahrlässig und geschichtsvergessen zu sein, was gleichzeitig bedeutet, dass es gemeingefährlich ist.