Leserbriefe zur Rezension

Südosteuropa erlesen

Von den Wegen zur Literatur Südosteuropas

Von Luzie Horn


Franz Horvath schrieb uns am 07.03.2024
Thema: Luzie Horn: Südosteuropa erlesen

Vielen Dank für diesen kurzen Einblick, der allerdings (ehrlich gesagt) schon ziemlich stark auf der Oberfläche bleibt und sich sehr stark auf die (süd)slawischen Autoren konzentriert. Völlig außer Acht gelassen werden z.B. ungarische Autoren oder der "danube books"-Verlag aus Ulm, der Autoren aus dem Karpatenbecken verlegt. Es fehlen rumänische Autoren (Cärtärescu oder Grigorcea usw.) oder der Traian Pop Verlag aus Ludwigsburg, der u.a. rumänische Schriftsteller verlegt. Von Siebenbürger Sachsen verfasste Literatur (Iris Wolff, Eginald Schlattner) sorgte in der letzten Zeit, in den letzten Jahren ebenfalls für Aufsehen - wäre auch eine Erwähnung wert gewesen. Mit freundlichen Grüßen


markus bauer schrieb uns am 05.04.2024 als Antwort auf einen Leserbrief
Thema: Re: Luzie Horn: Südosteuropa erlesen

Das von Franz Horváth benannte Problem des Überblickartikels dürfte auch darin bestehen, dass "Süd(ost)europa" ganz unterschiedlich definiert wird. Für eine Slawistin scheint mit dem Begriff ganz natürlich der südslawische Raum, also der Balkan mit seinen slawischen Sprachanteilen umrissen. Während für HistorikerInnen oder an der Literatur des geografischen Raums südlich der Ukraine und Polens Interessierte "südosteuropäisch" automatisch ungarische, rumänische, albanische und die südslawischen Sprachen umfassende Geschichte(n) meint. (Bereits das Griechische dürfte hierbei nur in der Historiographie einbegriffen sein, literarisch wohl weitaus weniger.) Historisch spielt in diesen Raum das Osmanische eine große Rolle, literarisch ist es heute kaum präsent.
Es bleibt daher immer noch ein Kuriosum, wie scharf zwischen "Osteuropa" und "Südosteuropa" in den diversen Disziplinen zu trennen versucht wird, wo es doch oft um das Gleiche oder zumindest sich Überlappendes geht. Die Begrifflichkeiten und ihre Semantiken sollten daher vielleicht je nach Anlass adäquat gewechselt werden (Osteuropa, Südeuropa, Südosteuropa, Balkan, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Romanistik, Slawistik, Rumänistik, Ungaristik, Byzanz, Ostrom, Sowjetunion, Warschauer Pakt, Moldau, Oberungarn, Kosovo, Donaufürstentümer, Siebenbürgen, etc.ppppp... Dann wären Missverständnisse der Reichweite weniger zwingend.