Leserbriefe zur Rezension

Denk-Dilemma

Stürmischer Beifall für David Lodge

Von Klaus Kastberger


Stephan Landshuter schrieb uns am 24.07.2001
Thema: Klaus Kastberger: Denk-Dilemma

Mir ist daran gelegen, in aller Kürze auf einen weit verbreiteten Irrtum in Bezug
auf das Gleichnis von Schrödingers Katze hinzuweisen, das ja eine ontologisch sehr
schwer vorstellbare Realität der Quantenwelt verdeutlichen möchte. Klaus Kastberger
zeigt in seiner guten Rezension von Davis Lodges "...denkt" leider, dass auch er
dieses Gleichnis nicht wirklich verstanden hat. Der Clou in diesem Gleichnis
besteht nämlich gerade darin, aufzuzeigen, dass die Katze in der Box, solange
niemand nachsieht, sich in einem unentscheidbaren Mischzustand "weder lebendig/noch
tot" befindet. Erst in dem Moment, in dem jemand den Deckel hebt, um nachzuprüfen,
in welchem der beiden oppositionellen Zustände (tot vs lebendig) sich die Katze
befindet, entscheidet sich, ob sie lebt oder tot ist, d.h. sie muss natürlich
nicht tot sein. Kastberger schreibt nun aber, dass die Katze nur so lange
"überlebe", solange sie niemand beobachte, d.h. Kastberger nimmt dem Gleichnis
zum einen den Kern, da er genau den ontologisch im Grunde für uns Menschen
unvorstellbaren Mischzustand übergeht, der ja gerade wichtig ist für ein
angenähertes Verständnis der Quantenwelt. Zum anderen sind die gesamten
Implikationen des Satzes falsch, die behaupten, dass die Katze in der Box
lebt, solange niemand nachsieht, bzw. tot ist, wenn man den Deckel hebt.
Wer dies ausführlicher erklärt haben möchte, dem sei nochmal Brian
Greenes phänomenales Buch "Das elegante Universum" empfohlen, in dem
anfangs auch die Merkwürdigkeiten der Quantenwelt so verständlich wie
möglich beschrieben werden.