Leserbriefe zur Rezension

Magie statt Logik

Matthias Polityckis Roman "Herr der Hörner

Von Peter Mohr


Torben Schwarzer schrieb uns am 05.10.2005
Thema: Peter Mohr: Magie statt Logik

Hat Peter Mohr den Roman „Herr der Hörner“ von Matthias Politycki nur angelesen, hat er ihn gar nicht oder einen ganz anderen Roman gelesen, den er nun nolens volens Politycki andichtet? Oder hat er die Freuden einer Lektüre völlig vermieden, um so jungfräulich und unbescholten wie dumm und dreist drauflos parlieren zu können? Vermutlich ist Letzteres richtig, denn festzustellen bleibt: die Alltagsfloskel „geil“ kommt in diesem Roman nicht vor, „waldhonigfarben“ ist, man kann nur spekulieren, vielleicht eine Herbstpoeterey des Rezensenten, im Roman sucht man dieses Wort vergeblich, und auch die „handfeste Auseinandersetzung“ um einen „Sitzplatz im Bus“, die da zitiert wird, hat der allmächtige Rezensent dem Roman angedichtet. Doch das Zitatwerk offenbart nur kleinere Schwächen dieses geschmacklosen Quarkstrudels als Letternextrakt, so richtig ins Schleudern kommt der Mohr, wenn es um die Widergabe und Deutung von Inhalten geht: Die Hauptfigur wird keineswegs „ohne größere Probleme“ in die „Gesellschaft des Inselsüdens“ aufgenommen, wie da bemängelt wird, vielmehr erzählt dieser Roman auf über siebenhundert Seiten von einem desillusionierten deutschen Banker, der letztlich mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er es nicht aufgeben will, auch hinter den sich ihm nur zögerlich öffnenden Kulissen des touristischen Kubas nach einer wundersamen Frau zu suchen, die ihm bei einem Kurzurlaub zum Inbegriff seines Begehrens geworden ist. Dass man von den afrokubanischen Religionen bisher nirgendwo so ausführlich und profund erfährt, wie in diesem Roman, sei nur noch erwähnt, weil der Rezensent in seiner Selbstverstiegenheit ja auch feststellt, dass es für diesen Roman eines „Ausflugs“ des Autors „nach Kuba eigentlich nicht bedurft hätte“. Bemerkenswert bleibt schließlich noch, dass es Peter Mohr mühelos gelingt, den demagogischen Unsinn, den er da von sich gibt, mit jedem Satz seiner Kritik zu mehren. Und das immerhin ist ja eine Leistung, auch wenn sie in einem Rezensionsforum eher unangebracht sein dürfte.