Heinz-Josef Lücking schrieb uns am 04.01.2002
Thema: Stefan Neuhaus: "Ernst Toller und die Weimarer Republik" - herausgegeben von Stefan Neuhaus, Rolf Selbmann u.a.
"Sie konstatiert einen Wandel von einer Konzeption des Schriftstellers als eines geistigen Führers und Künders ewiger Wahrheiten hin zu einem die jeweilige politische Realität reflektierenden Aufklärer"
Die Arbeit belegt weder die erste noch die zweite Behauptung. Die Arbeit behandelt Tollers literarische Arbeit und nicht dessen persönliche Einstellung. Dieser Aspekt wurde in dieser Arbeit nicht (oder kaum) behandelt.
Man mag sich im Hinblick auf Tollers Selbstmord sein eigenes Bild über sein literarisches Werk machen. Sein Selbstmord wird aber für immer einen Schatten auf sein Werk werfen.
Ernst Toller kann somit beides sein: Sowohl der Künder ewiger Weisheiten als auch der die Realität reflektierende Aufklärer. Wieso sollte man ihm nicht beides zugestehen?
Meines Erachtens ist die Arbeit von Kirsten Reimers eine aus der Zeit der 80er Jahre geborene, gewollte Idee ohne Unterbau: Ernst Toller als der perfekte Mensch des 20. Jahrhunderts. Eine zu spät gekommene sozialistische oder anarchistische Idee.
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