Leserbriefe zur Rezension

Der verlorene Sohn

Joachim C. Fests Erinnerungen handeln vom zerrissenen Charakter seines Vaters. Seinem eigenen revisionistischen Geschichtsbild bleibt der Autor trotzdem treu

Von Jan Süselbeck


Dr. Manfred Jobst schrieb uns am 01.10.2006
Thema: Jan Süselbeck: Der verlorene Sohn

Danke für die klaren Worte!


Rolf Raschke schrieb uns am 06.02.2008
Thema: Jan Süselbeck: Der verlorene Sohn

Danke für die kritische Besprechung von Fests Memoiren, die wohl alle anderen an analytischer Schärfe übertrifft. Ich habe sie gerade gelesen, war teilweise beeindruckt, aber das hymnische Lob in der Presse ist unangebracht und ungeprüft übernommen.Nur ein kleines Detail. Wenn er sich beispielsweise am Schluß lobt, dem Zeitgeist der 68er Generation widerstanden zu haben, ist das einfach albern. Nochmals danke.


A. Steinhorst schrieb uns am 28.09.2009
Thema: Jan Süselbeck: Der verlorene Sohn

Danke, Jan Süselbeck, für diese, mich von heftigen Wahrnehmungszweifeln, die mich nicht nur beim Lesen der Fest'schen Erinnerungen befallen hat, sondern vor allem auch danach beim Suchen nach kritischer Logik in den Rezensionen, befreienden Worte.

Nachdem ich bereits den Titel, den Sie sehr genau und richtig recherchierten und widerlegen, als unlogisch und unangemessen (Bibelverweis) empfand, las ich - trotz der großen Kritiker-Lobeshymnen - Ich nicht sehr wachsam weiter.
Ich stimme in allen Ihren erörterten Kritikpunkten überein, und möchte noch Folgendes hinzufügen:
Ermüdende Redundanzen, ja, unbedingt! Ins Unangemessene  - angesichtis der auf ein lästiges Übel reduzierten Greuel der Zeit. Überzogene Details seiner literarischen Begegnungen, sowie mein heftigster und nachhaltigster Eindruck:
Fehlende Emotionen, große Distanz zum Erlebten (wo ist das Gefühlte?), trotz des Ich-Erzählers eher einem distant narrators gleichend verfasste Schilderungen von traumatischen Lebenssituationen, wie der Kampf im Schützengraben, Flucht, Verschwinden von Freunden, Tod des Bruders, Vergewaltigung der Cousine etc.
Es entsteht der Eindruck eines deutschen Holden Caulfield, das awakening eines Literaten, der, wie ein Simplizissimus durch die Wirren des dritten Reiches, (anstatt des 30 jährigen Krieges), ein augenzwinkernder Spielball des Schiksals, das selbige bravourös meistert.  
In Übereinstimmung mit Bartleby, würde ich diese Memoiren  gerade und insbesondere rather not als literarischen Glücksfall bezeichnen.
Andrea Steinhorst