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Autoren : Oelsner-Monmerqué, Gustave

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Conrad Gustave Godefroy Oelsner-Monmerqué, deutsch-französischer Journalist, Lehrer, Schriftsteller und Diplomat, geb. am 30.06.1814 in Paris, gest. am 29.04.1854 in Montpellier. Sohn der Französin Marie Josèphe Sophie de Monmerqué und des deutschen Publizisten und Diplomaten Conrad Engelbert Oelsner. Nach dem Tod seiner Eltern und seiner Schwester wird der Vierzehnjährige in die Familie des Onkels Johann Wilhelm Oelsner in Schlesien aufgenommen. Nach dem Schulbesuch in Breslau Jurastudium an der Universität Jena. 1837 Doktor in Philosophie. 1840 besetzt der sprachenkundige Oelsner-Monmerqué den Posten eines Drogmans in der Französischen Botschaft von Konstantinopel. Zu dieser Zeit auf diplomatischer Mission auch in den Fürstentümern Moldawien und Walachei (historische Regionen im heutigen Rumänien). Mit 28 Jahren schifft er sich aus eigener Initiative nach der Insel Bourbon ein, damals französischer Plantagenkolonie im Indischen Ozean. In den zweieinhalb Jahren (1842-1846), die er auf der Insel verbringt, engagiert er sich vielseitig im dortigen kulturellen und politischen Leben: Chefredakteur eines lokalen Wochenblattes, Lehrer für Geschichte und Philosophie am Collège Royal, Gründer des Institut colonial, eines Privatinstituts für die Ausbildung benachteiligter Kinder, und abolitionistischer Aktivist. 1845 Heirat mit einer Kreolin, die ebenfalls 18 Sklaven hielt. Ein Jahr später verlässt Oelsner-Monmerqué die Insel Bourbon und kehrt endgültig nach Paris zurück, wo er 1846 einen Lehrauftrag am berühmten Athénée royal annimmt. Zu dieser Zeit entstehen auch seine literarischen Arbeiten, die er zunächst in Feuilleton veröffentlicht: Schwarze und Weiße. Skizzen aus Bourbon (1848) und Die Rothen und die Blauen. Pariser Corruptions-Skizzen. Ein Tendenz-Roman (1850). Parallel ist er Redakteur und Übersetzer im preußischen Dienste. 1850 als Auslandskorrespondent des Journal de Débats beim Erfurter Parlament und Berliner Fürstenkongress anwesend. Im September 1851 Besuch bei Arthur Schopenhauer mit dem Auftrag, „ein Exposé des Neuesten in deutscher Philosophie“ dem französischen gelehrten Publikum zu liefern. Oelsner-Monmerqué gilt als Initiator der Schopenhauer-Rezeption in Frankreich (Henry). 1852 Ernennung durch die französische Regierung zum Vizekonsul für São Paulo und Santos in Brasilien, wo anders als in Europa die Sklaverei noch nicht abgeschafft war. Gustave Oelsner-Monmerqué stirbt 1854 in Montpellier an einer wahrscheinlich aus den Tropen mitgebrachten Krankheit im Alter von 39 Jahren. Gustav Kühnes Europa. Chronik der gebildeten Welt berichtet 1855 eine Anekdote über das „merkwürdige Testament“ des verstorbenenen Oelsner-Monmerqué: „Sein Vermögen vermochte er seinen Bettern; stiftete jedoch auf seinem Todtenbette in einem Codicill 10,000 Francs dem General der Jesuiten und eben soviel dem General der Capuciner zur Errichtung einer Mädchenschule in Bukarest. Protestant wie er war und blieb, hat der Verstorbene mit diesen nachträglichen Verfügungen seinen Freunden und allen die ihn kannten ein Räthsel gestellt. Man meint, das Codicill, das nach der Vertheilung des Vermögens an die Bettern ohnehin Kraftlos sein wird, sei nicht aus frommer, eher aus ironischer Laune gemacht.“

Werke:

- Auguste Lacaussade, Journal français de Berlin, 1847.
- Schwarze und Weiße. Skizzen aus Bourbon, 1848.
- St. Helena. Eine Vorlesung gehalten in dem Verein für Erdkunde am 4. März 1848, Berlin.
- Der Kreole. Eine Vorlesung gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin am 11. März 1848, Berlin
- Die Rothen und die Blauen. Pariser Corruptions-Skizzen. Ein Tendenz-Roman
- , 1850.
- Drei Missionen. Politische Skizzen aus Paris, 1850.
- Das Erfurter Parlament und der Berliner Fürsten-Congreß. Politische Skizzen aus der deutschen Gegenwart, 1850

Herausgeberschaft:

- Politische Denkwürdigkeiten aus Oelsner’s Schriften, 1848. [politische Aufsätze des Vaters Konrad Engelbert Oelsner]

Quellen:

„Oelsner-Monmerque“. In: F. Gustav Kühne (Hrsg.): „Europa: Chronik der gebildeten Welt“. Leipzig, Nr. 44, Jahrgang 1855, S. 527.
Anne Henry: „La Reception de Schopenhauer en France“. In: Eric von der Luft (Hrsg.): „Schopenhauer. New Essays in Honor of His 200th Birthday“. Edwin Mellen Press. 1988, S. 189-215, hier S. 192.
Arthur Schopenhauer: „Briefe an Frauenstädt“. In: Ders: „Gespräche“. Hrsg. v. Arthur Hübscher. Stuttgart: Fromann 1971, S. 162-163.
Marlene Tolède: „Un Franco-Alleman à Bourbon, Gustave Oelsner-Monmerqué (1842-1845)“. In: Norbert Dodille (Hrsg.): Idées et représentations coloniales dans l'océan Indien. Presses de l'Université Paris-Sorbonne 2009, S. 569-583.
Marlene Tolede: „Gustave Oelsner-Monmerqué. Expérience bourbonnaise“. In: Gabriele Fois-Kaschel (Hrsg.): De l’île Bourbon à Berlin. „Le Créole“ d’après Gustave Oelsner-Monmerqué. L’Harmattan 2008. S. 17-189.

Autorin dieses Artikels: Alina Timofte

Ein transindischer Reimport.
Gustave Oelsner-Monmerqués Roman „Schwarze und Weiße“ liegt jetzt in einer kritischen Neuedition vor
Von Alina Timofte
Ausgabe 09-2015




Aktualisiert am 2015-08-10 07:25:37
 
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