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Hans Joachim Schädlich, geb. am 08.10.1935 in Reichenbach im Vogtland, lebt derzeit in Berlin. Sein Vater Heinrich, von 1931 bis zu seinem Tod im Jahr 1943 NSDAP-Mitglied, war als Wollhändler erfolgreich, wodurch die Familie Schädlich zur wohlhabenden Bürgerschaft avancierte. Hans Joachim und seine Geschwister konnten daher in finanzieller Sicherheit unbesorgt aufwachsen. Der Einbruch kam mit dem Kriegsende und der Befreiung von der NS-Diktatur. Schulzeit, Studium, Ausbildung und erste berufliche Tätigkeit als Linguist erfolgten in der DDR. Die Promotion wurde 1960 abgeschlossen, von 1959 bis 1976 arbeitete Schädlich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin. Ende der 1960er-Jahre schrieb er Literatur, die aber in der DDR nicht veröffentlicht wurde. Schädlich schmuggelte deshalb ein Manuskript in die BRD. Es kam 1977 im Rowohlt-Verlag unter dem Titel "Versuchte Nähe" heraus und machte ihn bekannt. In ständigem Konflikt mit der DDR-Regierung, stellte Schädlich einen Ausreiseantrag, der bewilligt wurde. Im Dezember 1977 erfolgte die Übersiedlung in die BRD. Schädlich erkrankte und musste sich jahrelang in psychiatrische Behandlung begeben. Mit "Tallhover" legte Schädlich 1986 einen viel beachteten Roman vor. Es handelt sich um die fiktive Biografie eines politischen Polizisten, der vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts tätig ist. Weil Günter Grass, der Schädlich bei und nach dessen Ausreise aus der DDR unterstützt hat, diese Figur als "Hoftaller" in seinem Roman "Ein weites Feld" einsetzte, kündigte ihm Schädlich die Freundschaft. Schädlichs Roman "Schott" wurde kontrovers aufgenommen: Die Reaktionen reichten von verständnisloser Ablehnung bis zur begeisterten Einstufung als "Meisterwerk" (Ruth Klüger). Weitere Prosa-Werke, die besondere Beachtung gefunden haben: "Mal hören, was noch kommt. Jetzt, wo alles zu spät is. Erzählungen" (1995); "Trivialroman" (1998); "Gib ihm Sprache. Leben und Tod des Dichters Äsop. Eine Nacherzählung" (1999); "Anders. Roman" (2003); "Sire, ich eile. Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle" (2012); "Narrenbuch. Roman" (2015). Das beherrschende Thema in Schädlichs Werk ist die Abrechnung mit der Stasi und dem Überwachungsstaat. Für den Germanisten Theo Buck ist Schädlich "ein Meister der Verbindung von historischen Zeugnissen mit eigener Erfahrung." Aus dem PEN Deutschland ist Schädlich 1996 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen über die Vereinigung der West- mit der Ost-Sektion ausgetreten. "Die engagierten Texte Schädlichs, die gesellschaftliche Wirklichkeit in fiktiver Form dokumentieren", haben nach Auffassung von Sibylle Cramer "ihr Gegengewicht in Erzählgespinsten wie Schott, die Generatoren eigener Wirklichkeit sind." Die Literaturkritikerin bezeichnet Schädlich 2008 in ihrer Laudation zur Verleihung des Bremer Literaturpreises als einen "Meister in der Kunst des Nichtsausgesprochenen, des Ungesagten, des Schweigens." Seine Bücher führen ihrer Meinung nach vor, "wie schön das nichtdenkende Denken" sei, "das Schädlich literaturfähig gemacht" habe. Schädlich erhielt bisher über zwanzig Literaturpreise und Auszeichnungen, im Jahr 2014 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Erhard Jöst, April 2015 Quellen: Heinz Ludwig Arnold (Hg.): Text + Kritik. Heft 125: Hans Joachim Schädlich. München 1995. Theo Buck: Hans Joachim Schädlich. Leben zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Wien, Köln, Weimar 2015. Sibylle Cramer: Laudatio zur Verlehihung des Bremer Literaturpreises an H. J. Schädlich. Artikel über Schädlich in literaturkritik.de: Spuren hinter sich. Reisen mit gewissem Ausgang. I am the enemy you killed, my friend. "Anders" ist anders!. Mit Isis zum Erfolg. | ||||||||
Aktualisiert am 2015-04-14 08:12:04 | ||||||||
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