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Autoren : Eribon, Didier

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Didier Eribon, geb. 1953 in Reims, begann seine Karriere als Kritiker für die Tageszeitung „Libération“ und später für die Zeitschrift „Le nouvel Observateur“. Im Anschluss daran entstanden Interviewbände mit dem Ethnologen Claude Lévi-Strauss (1988) und dem Kunsthistoriker Ernst Gombrich (1991). Es war aber vor allem die 1989 veröffentlichte Biographie von Michel Foucault (dt. 1991, Suhrkamp), die ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Mit dem Philosophen war er bis zu dessen Aids-Tod 1984 persönlich befreundet.
Ab Mitte der neunziger Jahre begann Eribon, „in [s]einem eigenen Namen zu denken“. Sein Essay „Une morale du minoritaire“ („Eine Moral des Minderheitenmitgliedes“, 2001) widmete sich in Anlehnung an Jean Genet, Marcel Proust und Frantz Fanon der Frage, wie Angehörige stigmatisierter Minderheiten ihre Scham überwinden und zum Ausgangspunkt einer kreativen Umwandlung der gesamten Gesellschaft machen können. Zu den wichtigsten Voraussetzungen dieser niemals zu Ende zu führenden „Dekolonisation der Geister“ gehört laut Eribon die Loslösung von den Deutungsmustern der Psychoanalyse. Seines Erachtens übt diese in der französischen Gesellschaft einen zu großen Einfluss aus und dient als Vehikel konservativer Rollenverständnisse („Echapper à la psychanalyse“, „Der Psychoanalyse entkommen“, 2005).
Seit 2009 beschäftigt sich Eribon, der nach einer Gastprofessur an der Universität Berkeley einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Amiens innehatte, neben der „sexuellen Scham“ vermehrt auch mit der „sozialen Scham“, der Ungerechtigkeit des französischen Bildungssystems und der politischen Entwicklung der französischen Arbeiterklasse. Dabei stützt er sich auf seine eigenen Erfahrungen als Arbeiterkind, die er in „Retour à Reims“ („Rückkehr nach Reims“, 2009, Dt 2016) verarbeitet und im Folgebuch „La société comme verdict“ („Die Gesellschaft als Urteil“, 2013, Dt. 2017) noch einmal theoretisch beleuchtet hat. Auch in Deutschland fand diese neue Phase seines Schaffens große Beachtung.

Christian Mariotte

Angaben nach Suhrkamp Verlag, Leo Scheer Verlag Paris, Homepage des Autors, Buch "Rückkehr nach Reims", Juni 2017


Artikel über Eribon in literaturkritik.de:

Es wird nie aufhören.
In seinem Essay „Theorien der Literatur“ zeigt Didier Eribon, wie minoritäre Lebensentwürfe die soziale Norm bestätigen können
Von Christian Mariotte
Ausgabe 11-2019

Negative Leidenschaften.
Mit „Rückkehr nach Reims“ liefert Didier Eribon eine Selbsterkundung aus der Täterperspektive
Von Christian Mariotte
Ausgabe 07-2017





Aktualisiert am 2019-10-11 11:43:05
 
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