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Die Herausgeber zur Neuausgabe

Das monumentale Ich. Zwölf Vorlesungen über Goethes Faust

Neuausgabe. Herausgegeben von Katja Mellmann, Fotis Jannidis und Maximilian Eibl

von Karl Eibl

Eibl Faust
Verlag LiteraturWissenschaft.de (TransMIT)
Marburg an der Lahn 2016
388 Seiten
ISBN 978-3-936134-52-0

Preis: 19,95

Karl Eibls Studie bietet einen prägnanten und konsequent historisierenden Zugang zu Goethes Faust, indem sie das Werk auf ein dominierendes historisches Problem bezieht. Faust wird als literarische Bearbeitung moderner Individualitätsproblematik gelesen, die drei große Sinnentwürfe – Liebe, Schönheit und Arbeit – poetisch durchformuliert und jeweils in Katastrophen enden lässt. Am Ende steht die theologische Lösung – ›Erlösung‹ – als ästhetischer Scherz. Das neu aufgelegte Buch des als Goethe-Kenner vielfältig ausgewiesenen Literaturwissenschaftlers ist eine verständliche, intellektuell anspruchsvolle und ertragreiche Einführung in Goethes Drama, deren Hauptthese an Plausibilität bis heute nichts eingebüßt hat.

Das Buch ist am 10. Oktober 2016 erschienen.


Zum Inhalt

Goethes Faust ist schon für sich genommen in manchen Teilen schwer zugänglich. Die lange Reihe literaturwissenschaftlicher Deutungsversuche hat außerdem dazu beigetragen, dass heutige Leser sich einem verwirrenden Labyrinth von Verrätselungen, Perspektivierungen und Ideologisierungen gegenüber sehen. Karl Eibls Das monumentale Ich – Zwölf Vorlesungen über Goethes »Faust« ist entstanden aus einer Vorlesung, die er 1998 in München hielt, und der anhaltenden Beschäftigung mit Goethes Werken über viele Jahre. Nachdem die Erstausgabe von 2000 seit Langem vergriffen ist, erscheint das Buch nun in durchgesehener Ausgabe mit einleitendem Vorwort. Eibls Studie bietet einen prägnanten und konsequent historisierenden Zugang zum Faust, indem sie das Werk auf ein dominierendes historisches Problem bezieht. Goethes Faust wird als literarische Bearbeitung moderner Individualitätsproblematik gelesen, die drei große Sinnentwürfe – Liebe, Schönheit und Arbeit – poetisch durchformuliert und jeweils in Katastrophen enden lässt. Am Ende steht die theologische Lösung – ›Erlösung‹ – als ästhetischer Scherz. Als Goethe im letzten Brief seines Lebens seinen Faust II Wilhelm von Humboldt gegenüber als »diese sehr ernsten Scherze« bezeichnete, sprach er seine Ansicht aus, wie allein die Rede von den letzten Dingen verfasst sein kann: als poetisch-ironische Rede.

Autor

Karl Eibl (1940-2014) war Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft in Trier und München. Er hat wichtige Beiträge zu einer unideologischen Sozialge­schichte der Literatur (Die Entstehung der Poesie, 1995) und zur Anthropologie von Literatur im Kontext der evolutionären Psychologie geleistet (Animal Poeta, 2004). Posthum ist 2016 sein letztes Buch Evolution – Kognition – Dichtung. Zur Anthropologie der Literatur erschienen. In der Goetheforschung hat er sich durch die vorliegende Arbeit und die zweibändige kommentierte Ausgabe von Goethes Gedichten (Frankfurt 1987/8) einen Namen gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Neuausgabe 7

Vorwort des Autors 13

1. Eine zweifelhafte Erlösung 17
Hm! Hm! 17 Perfektibilismus 19 Fausts letzte Worte 22 Grablegung als Burleske 25 Faust ein ›Ragout‹? 28 Poesie 32

2. Tradition und Umdeutung 35
Wildwüchsige und gepflegte Literatur 35 Die Aneignung der Tradition 39 Enthusiastische Liebe 42 Gretchen und die ›kleinen Enthusiasten‹ 46 Ewig 51

3. Das Bezugsproblem 55
Individualität durch Exklusion 55 Bestimmung des Menschen 58 Das Fragment von 1790 61 Prolog im Himmel, erste Ansicht: Die Rahmen-Wette 66 Prolog im Himmel, zweite Ansicht: Fausts Freilassung 70 Drei Sinngebungsentwürfe: Liebe, Schönheit, Arbeit 75

4. Die Seele und das Ganze 79
Eingangsmonolog, erster Teil: ›Wissen‹ 79 Eingangsmonolog, zweiter Teil, und zweiter Monolog: Staub, Trödel, Sorge 84 Makrokosmus und Erdgeist 88 Selbstmord 92 Die Zwei-Seelen-Klage 94

5. Beobachtungen auf der Teufelsebene 99
Der ›Geist als […]‹ 100 Mephistopheles 102 Lucifer 104 Der erhabne Geist 108 Satan (Walpurgisnacht) 112 Die Binnenwette 115

6. Alternativen und Fortsetzungen 123
Alternativen: Soden 124 Klingemann 125 Voß 127 Grabbe 128
Fortsetzungen: Grillparzer 133 Schöne 134 Rosenkranz 142

Zwischenbemerkung: Warum der Zweite Teil ›schwierig‹ ist 149

7. Der Künstler Faust 159
Der Neuanfang 160 Papiergeldschöpfung 165 Die Mummenschanz 168 Die Mütter 174 Das Schöne und das Leben 181

8. Der Parodien-Akt 189
Alte Bekannte 189 Und Homunkulus 191 Klassische Walpurgisnacht 197 Der Weg Fausts 200 Das Verschweigen 203 Der Weg des Homunkulus 205 Phorkyas 209

9. Helena I – Realitätsfragen 211
Der Stoff 211 Frühester Plan des Zweiten Teils 215 Schönheit 217 Helena als Fratze? 219 Klassisch-romantisch: Weltliteratur 222 Phantasmagorie 224 Spiel im Spiel? 227 Mehrdeutiges 232

10. Helena II – Die Zeit des Schönen 239
Helena. Innensicht des Schönen 239 Schönheitsräuber 246 Innerer Burghof: Liebe, Poesie und Gewalt 248 Arkadien eine Oper 253 Die Zeit des Schönen ist vorüber 259

11. Herrschaft und Eigentum 261
Abschied und Auftakt 262 Tat, Verzweiflung, Natur 264 Geschichte 272 Philemon und Baucis 280

12. Schlussfragen 285
Die Sorge und der Weg ins Freie 285 Die Aufhebung der Wette und Fausts Ende 290 Perfektibilität, Apokatastasis, Entelechie … 295 Noch einmal: Das Bezugsproblem 304 Das Abstruse, das Weibliche und das Unzulängliche 308

Anhang: Grundlagen 319
Zur Verssemantik 319
Konkordanz von Urfaust, Faust-Fragment und Faust I 324
Entstehung von Faust II 326
Das Paralipomenon 1 327
Texte und Kommentare 329

Anmerkungen 332

Editorische Notiz 377

Register 379
Begriffe 379
Personen und Werkfiguren 381
Werke und andere Texte Goethes 387

Leseprobe

Aus dem Vorwort des Autors:

[...] In einer der wenigen selbstpublizierten Bemerkungen Goethes über den Faust, in der Ankündigung der Helena in ›Kunst und Altertum‹, hat er die Einheit der Figur und der Handlung selbst charakterisiert: Faust wird immer unglücklicher.
"Fausts Charakter, auf der Höhe, wohin die neue Ausbildung aus dem alten rohen Volksmährchen denselben hervorgehoben hat, stellt einen Mann dar, welcher, in den allgemeinen Erdeschranken sich ungeduldig und unbehaglich fühlend, den Besitz des höchsten Wissens, den Genuß der schönsten Güter für unzulänglich achtet seine Sehnsucht auch nur im mindesten zu befriedigen, einen Geist, welcher deßhalb nach allen Seiten hin sich wendend immer unglücklicher zurückkehrt.
Diese Gesinnung ist dem modernen Wesen so analog, daß mehrere gute Köpfe die Lösung einer solchen Aufgabe zu unternehmen sich gedrungen fühlten." (Über Kunst und Altertum VI/1, 1827.)
Ursache des ›Unglücks‹ ist eine unstillbare »Sehnsucht«. Das ist, 1827, das romantische Wort für das ›Streben‹. Gewiss ist auch das nur eine Momentaufnahme, mit Bezug auf den Typus Faust formuliert, und nur mittelbar mit Bezug auf das eigene Werk. In den »Besitz des höchsten Wissens« z. B. ist Goethes Faust nie gelangt. Aber die Äußerung mag belegen, dass Goethe »Fausts Charakter« auch zu diesem kritischen Zeitpunkt, beim Vorabdruck des ersten Textstückes des Zweiten Teils, noch immer als Einheit ansah und dass noch andere Einheiten denkbar sind als die eines linearen Aufstiegs.

[...]

Die hier vorgelegten »Vorlesungen« sind kein Abdruck tatsächlicher Vorlesungsskripten. Das lässt die Differenz von Mündlichkeit und Schriftlichkeit sowie die Orientierung an unterschiedlichen Adressatenkreisen nicht zu. »Vorlesung« wurde als eine fiktive Textsorte gewählt, so, wie im 18. Jahrhundert der »Brief« eine Publikationsform war. Sie ermöglicht es, Grundinformationen mit neuen Einsichten und Schwerpunkten zu einem Gesamtbild zu integrieren (und die Schriftform bringt es mit sich, dass man es mit dem Zeitrahmen der einzelnen Vorlesungen nicht so eng nehmen muss). Wo ich glaube Neues gesehen zu haben, habe ich das nur gelegentlich anklingen lassen, aber nicht eigens betont: Wer weiß bei der Fülle von Faust-Literatur schon, ob sein Neues nicht ein übersehenes ganz Altes ist!

[...]

Die Herausgeber zur Neuausgabe

Aus dem Vorwort zur Neuausgabe

Ein literarisches Werk erneut zu publizieren braucht kaum der Rechtfertigung, die Neuauflage einer literaturwissenschaftlichen Monographie dagegen schon, schließlich ist die einschlägige Forschung des Fachs in den Forschungsbibliotheken gut greifbar. Aber Karl Eibls Faust-Buch war von Anfang an nicht nur Kommunikation mit der germanistischen Forschung, sondern wollte das wohl berühmteste Werk der deutschsprachigen Literatur auch einem weiteren Kreis von Interessierten zugänglich machen. Das Verständnis des Dramas wird ja nicht nur durch die Komplexität des Textes selbst, insbesondere im Zweiten Teil, erschwert, sondern auch durch zahlreiche Deutungen, von denen nicht wenige aufgrund ihrer philosophischen Bespiegelungen den Blick eher weg vom Werk lenken. Die vorliegende Monographie erschien im Jahr 2000 als Taschenbuch in einem Publikumsverlag, nicht zuletzt um das Buch für viele erschwinglich zu machen. Wenn nun [...] dieser Text von Karl Eibl erneut erscheint, dann zum einen weil wir glauben, dass damit eine wichtige und im Studium auch nützliche Darstellung von Goethes Faust vorliegt. Zum andern erinnern wir damit an einen großen deutschsprachigen Literaturwissenschaftler, der vom Anfang der 1970er Jahre bis zu seinem Tod 2014 so herausragend wie individuell zur germanistischen Literaturwissenschaft beigetragen hat.

[...]

Editorische Notiz

Das Buch erschien im Jahr 2000 unter dem Titel »Das monumentale Ich – Wege zu Goethes Faust« im Insel-Verlag. Die Neuausgabe setzt mit »Zwölf Vorlesungen über Goethes Faust« den ursprünglich vom Autor intendierten Untertitel wieder ein. Auch die Umschlaggestaltung mit einer Illustration von Engelbert Seibertz geht auf einen Vorschlag Karl Eibls zurück.
Der Text folgt dem Wortlaut der Originalausgabe. Es wurden lediglich Zitate überprüft, einige formale Vereinheitlichungen vorgenommen und offensichtliche Fehler korrigiert.

[...]