Oliver Jahraus - Kafka. Leben, Schreiben, Machtapparate

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Oliver Jahraus untersucht den für Kafkas Werk charakteristischen Zusammenhang von Leben und Schreiben. Dabei konzentriert er sich in seinen Interpretationen besonders auf die in Kafkas Texten entworfenen Machtapparate, etwa in Familie oder Gericht, jenseits von allen Klischees des "Kafkaesken". Der von Kafka selbst in die Welt gesetzte Mythos vom armen Sohn, der unter seinem Vater leidet und Pech mit seinen Verlobungen hat, prägen noch heute das Bild. Doch dieses Bild ist falsch: Schreiben ist für Kafka gleichbedeutend mit Leben, Leben wird als Schreiben inszeniert. Alle Ansprüche, die das Leben außerhalb des Schreibens stellt und die am Schreiben hindern könnten - sei es Gelderwerb, Familie oder Frauen -, werden für das Schreiben genutzt oder, wenn eine Umwertung nicht möglich ist, bekämpft.

Oliver Jahraus untersucht in seiner Monografie die drei großen Romane "Der Verschollene (Amerika)", "Der Proceß", "Das Schloß" sowie die wichtigsten Erzählungen wie "Das Urteil", "Die Verwandlung", "In der Strafkolonie" oder den berühmten "Brief an den Vater".

Son.

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Titelbild

Oliver Jahraus: Kafka. Leben, Schreiben, Machtapparate.
Reclam Verlag, Stuttgart 2006.
482 Seiten, 22,90 EUR.
ISBN-10: 3150106168

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