"Ich hatte einfach Glück"

Zum 100. Geburtstag von Pulitzer-Preisträger James Michener

Von Peter MohrRSS-Newsfeed neuer Artikel von Peter Mohr

"Durch blanken Zufall stolperte mein Buch 1947 in den Pulitzer-Wettbewerb, dem einzigen Jahr, in dem es eine Siegchance besaß. Ich hatte einfach Glück", so James Michener über seinen preisgekrönten Erstling "Tales of the South Pacific" (dt. "Die Südsee"). Später wurde daraus das erfolgreiche Broadway-Musical "South Pacific".

Zufälle spielten im Leben des Autors eine ganz entscheidende Rolle. Als Waisenkind wuchs er in Doylestown (Pennsylvania) auf, von einer mittellosen Witwe liebevoll umhegt. Zu seinem 80. Geburtstag erfuhr Michener, dass sein Vater ein wohlhabender Unternehmer war. In seinen fünf Jahre später erschienenen Lebenserinnerungen kommentierte er diese späte Erkenntnis lapidar mit den Worten: "Sei's drum. Er hatte mir einen wachen Geist mitgegeben - und mehr kann sich ein Sohn eigentlich nicht wünschen."

Ehe James Michener, der vor 100 Jahren in New York geboren wurde, den Durchbruch als Schriftsteller schaffte, hatte er ausgedehnte Europareisen unternommen, als Lehrer und Englisch-Professor am Colorado State College gearbeitet und als Navy-Freiwilliger im Südpazifik am Zweiten Weltkrieg teilgenommen. Auch ein Zufall, dass aus diesen zu Papier gebrachten Erlebnissen sein mit dem Pulitzerpreis gekröntes Debütwerk entstand.

Es folgten mehr als vierzig Bücher - zumeist Romane und Erzählungen, aber auch Kunstbücher und Reiseessays. Michener verstand es, mit seinem immer wieder zum Ausdruck gebrachten Fernweh ein breites Publikum anzusprechen. Seine erfolgreichsten Romane waren "Texas" und "Die Kinder von Torremolinos", weltweit erreichten seine Werke eine Auflage von 75 Millionen Exemplaren.

Ein wenig Cowboy-Mentalität und eine große Begabung als Reiseschriftsteller (Michener bereiste in seinem langen Leben mehr als 150 Länder) machten seinen großen Publikumserfolg aus. Viele seiner Werke (unter anderem "Hawaii" und "Die Colorado-Saga") wurden mit Weltstars wie Marlon Brando, Grace Kelly, James Garner, Charlton Heston, Julie Andrews, Max von Sydow, Richard Chamberlain, Timothy Dalton und Glenn Close verfilmt. Die Drehbücher hatte er selbst verfasst.

Nach zwei gescheiterten Ehen und dem Tod seiner dritten Frau hat sich Michener selbst einen dramatischen Abgang verschafft. Der Autor, der in seinen letzten Lebensjahren regelmäßig zur Dialyse musste, hatte die weitere Behandlung verweigert und starb am 16. Oktober 1997 im Alter von 90 Jahren in Austin (Texas) an Nierenversagen.

Seinem letzten Wohnort hat der wohlhabende Autor eine Vielzahl von Kunstwerken überlassen. In der Universität von Austin ist die "Michener Art Collection", eine wertvolle Sammlung zeitgenössischer Kunst, der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Romane "Die Quelle", "Mazurka", "Verheißene Erde" sind in deutscher Übersetzung als Taschenbücher bei Droemer Knaur und "Die Kinder von Torremolinos" bei Goldmann erhältlich.