Lühl-Wieses peinliche Kafka-Poesie

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Kafkas Schacht von Babel ist - wie der Schnee unter dem Thron des Schöpfers, wie die tausend und abertausend Himmel, die waren, bevor der eine einzige ins Licht getaucht wurde - und die Erde in den Wechsel aus Tag und Nacht - durch das Schöpfungswort 'am Anfang' - eingefaltet in das Kleid der Welt..." Nein, mehr nicht! Brigitte Lühl-Wiese, laut Klappentext Lehrbeauftragte der Universitäten Bochum und Essen, präsentiert in ihrem schmalen Buch über Kafka laufend Beispiele solcher peinlichen Pseudopoesie. Zu allem Unglück sieht sie sich und ihren Autor damit "am Ort der Feminität, der 'Mitte' der Welt, wo sehen, hören, fühlen und wissen eins ist". Damit wird aller Feminität und allen Autorinnen und Autoren, auf die sie sich gerne beruft (Irigaray, Cicoux, Deleuze), ein Bärendienst erwiesen. Die Peinlichkeit des sprachlichen Kitsches, der sich als "Forschung" ausgibt, wird noch durch die erschreckende Hilflosigkeit in der Orthografie und Zeichensetzung erhöht.

Thomas Anz

Titelbild

Brigitte Lühl-Wiese: Franz Kafka - Der Schacht von Babel.
Athena Verlag, Oberhausen 1999.
96 Seiten, 12,70 EUR.
ISBN-10: 3932740300

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch