Eschweilers monologische Paraphrase des Prozeß-Romans
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseWer sich in seinen Veröffentlichungen selbst nicht mit der Kafka-Forschung auseinandersetzt, hat keinen Anspruch darauf, dass sich die Kafka-Forschung mit ihm auseinandersetzt. Christian Eschweiler verweist in seinem fünften Buch über Kafka lediglich auf seine vier vorangehenden Arbeiten. Die Schreibweise "Der Process" im Untertitel des Buches suggeriert zwar, dass er bei seinen Thesen über die richtige Anordnung der Romankapitel die kritische Kafka-Edition des S. Fischer Verlages benutzt hat, doch werden alle Kafka-Zitate nach der alten Ausgabe von Max Brod belegt. Das Buch paraphrasiert ein Kapitel nach dem anderen. Es will dabei Lese- und Lebenshilfe sein. Kafka werde, so verspricht der Autor, zum "Wegweiser, wie im menschlichen Leben die mögliche Erfüllung erstrebt werden kann, indem der verborgene Sinn aufgespürt wird." Für manchen ratlosen Leser mag dieses Buch hilfreich und erbaulich sein, doch dass es sich anmaßt, eine "angemessene Würdigung von Kafkas berühmtem Roman" zu sein, die "75 Jahre nach dem Tod des Dichters mehr als überfällig sei", ist einfach nur ärgerlich.
Thomas Anz
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