Zu dieser Ausgabe

Arno Schmidt erinnert sich an einer Stelle, "daß ALFRED DÖBLIN uns einmal, auf die bescheidne verehrungssüchtige Frage hin: Wo er denn seine Werke schriebe?, aus einem mächtigen - übrigens auch, allerdings mit Hunderten von Kakteen bestellten - Möbel, ein Brettchen von 30 mal 45 Zentimetern herauszog: ‹Hier›. Nun war DÖBLIN allerdings ein herrlich=skurriler Klarglas=Witzbold, dem man in solchen Dingen besser nicht traute - was ich auch nie getan habe".

Vielmehr wurde Schmidt später selbst zu einem "Klarglas=Witzbold" - und hatte so vom "größten Prosabildner der Jahre zwischen den Kriegen", als den er Döblin verehrte, offenbar einiges gelernt. Doch was für ein Schriftsteller war dieser Alfred Döblin denn nun wirklich? Ist jemand, der seine Emigrantenkollegen 1941 mit seiner Konversion zum Katholizismus verstörte, als "Witzbold" wirklich treffend charakterisiert? Ohne den Anspruch zu erheben, diese Fragen erschöpfend zu beantworten, begeht literaturkritik.de den 50. Todestag Döblins, der sich diesen Monat jährt, mit Essays und Rezensionen zum Thema.

Außerdem finden Sie in der neuen Ausgabe einen ausführlichen Aufsatz zur anstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Verbot von Maxim Billers Roman "Esra" - als Beitrag zur brennenden Frage, ob es in Deutschland trotz des dies verneinenden Grundgesetzartikels eine Zensur von Literatur geben wird. Dazu gibt es außerdem einen historischen Artikel zum Verbot von Klaus Manns Roman "Mephisto", der in dem Zusammenhang eine Erinnerung allemal wert ist.

Nicht zuletzt: Weitere Geburtstagsartikel und -rezensionen, Nachrufe auf Hans Wollschläger und Wolfgang Hilbig, eine Extra-Rubrik zu Elfriede Jelinek und vieles mehr.

Herzliche Grüße,
Ihr
Jan Süselbeck