Die Taktilität der Medien: "LiLi"

LiLi - Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik

Von Stefanie PhilippRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Philipp

Die "Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi)" erscheint jährlich in vier Heften. Darin enthalten sind Beiträge und Aufsätze verschiedener Autoren zu einem übergeordneten Themenbereich der Literaturwissenschaft bzw. der Linguistik. Im Heft 117 vom März 2000 beschäftigen sich die Veröffentlichungen mit Fragen der Taktilität von Medien und ihrer Bedeutung für die Konstitution von Wahrnehmungsformen.

Der Beitrag von Matthias Bickenbach untersucht zunächst die aktuellen Entwicklungen der taktilen "Bildung" technischer Medien. Ein jeder Rechner ist ein digitales Werkzeug bzw. ein veritables Universalinstrument: per "Knopfdruck" und "Auswahl" als Basisfunktionen fungiert es als Tor zu einer unerschöpflichen Vielfalt von Schaltungen und Verknüpfungen. Eine historische Dimensionierung erfährt dieser Aspekt in dem Beitrag von Nicolas Pethes. Anhand eines Vergleichs von David Katz' Studie "Der Aufbau der Tastwelt" aus dem Jahre 1925 und Walter Benjamins Essay "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" untersucht Pethes die Korrespondenzen zwischen zwei Wahrnehmungstheorien, die Probleme der Ästhetik und der Psychotechnik aufeinander bezogen und füreinander fruchtbar gemacht haben. Ins Literarische hinein erweitern die Beiträge von Gregor Schwering, Natalie Binczek und Stefan Hesper das Schwerpunktthema. Gregor Schwering setzt sich mit dem Thema "Text und Bild" auseinander. E. T. A. Hoffmanns Erzählung "Ritter Gluck" und Hans Holbeins Gemälde "Die Gesandten" treten in diesem Beitrag in Konstellation, Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie und Jaques Lacans Psychoanalyse liefern die Instrumente zu einer Untersuchung des Wahrnehmungskomplexes, die einen spannungsreichen Vergleich unterschiedlicher künstlerischer Techniken und Absichten ermöglicht. Ein Vergleich liegt auch dem Aufsatz von Natalie Binczek zugrunde, der den unterschiedlichen Wahrnehmungsformen von Schriftstellern nachgeht, die zugleich Ärzte sind oder waren, nämlich Gottfried Benn und Rainald Goetz. Das Verhältnis von Scham, Gewalt und Taktilität untersucht schließlich Stefan Hesper in seinem Beitrag über Georges Arthur Goldschmidt. Die Aufsätze der Rubrik "Labor" der aktuellen Ausgabe "LiLi" stammen von Silke Philipowski ("Nein unde ja sint beidiu da. Parallelpräsenz versus Gleichtzeitigkeit in der Epik um 1200"), Ulrike Vedder ("Todesarten und ihre Darstellbarkeit. Ricarda Huch und der Dreißigjährige Krieg") und von Jørn Erslev Andersen ("Die Verwitterung des Grundes. Idealistische Romantik bei Fichte und Hölderlin").