Das härteste Urteil

Klaus Bittermann stellt den "Kulturbetriebsintriganten Günter Grass" vor

Von Giesbert DamaschkeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Giesbert Damaschke

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Titel des von Klaus Bittermann herausgegebenen Büchleins klingt vielversprechend: "Literatur als Qual und Gequalle. Über den Kulturbetriebsintriganten Günter Grass". Das Titelbild (ein Ausschnitt aus einer Karikatur von Achim Greser und Heribert Lenz) ist allerliebst: Günter Grass in Uniform und geschultertem Gewehr marschiert mit etwas wackligem Stechschritt allein in einen Wald, umgeben von allerlei Kriegsgerät und singt mit zittriger Stimme dazu: "Hänschen klein, ging allein, in die weite Welt hinein..."
Leider hält der Band das Versprechen von Titel und Titelbild nicht ein: Rund 20 Autoren und Zeichner drängeln sich auf 124 Seiten und trotzdem hat man es nur mit Mühen und viel Freiraum geschafft, die 100-Seiten-Hürde zu nehmen. Das wäre noch verzeihlich, hätten die Autoren etwas nennenswertes zu sagen. Haben sie aber nicht. Und neues natürlich schon gar nicht, im Gegenteil. Es fehlt zwar ein Drucknachweis der Beiträge, aber manche der Texte kommen einem doch sehr bekannt vor: Die Grass-Einlassungen von Gerhard Henschel und Henryk M. Broder etwa hat man schon an anderer Stelle gelesen. Bei anderen Beiträgen wie denen von Wiglaf Droste oder Eckard Henscheid hegt man zumindest den Verdacht einer Zweitverwertung älterer Artikel.
Die verschiedenen Beiträge lassen sich ungefähr so zusammenfassen: Grass ist ein verschwurbelter Pfeifenkopf, ein eitler Nichtskönner und eine selbstgerechte Krawallnudel des Betriebs. Das ist fraglos richtig, allein: Wenn man das einmal liest, dann reicht das auch. Man muss es durchaus nicht dreimal sagen und die Lektüre der gut 20 Seiten Einleitung von Klaus Bittermann genügen, sie loten das Thema des Bandes letztlich hinreichend aus.
Warum das Buch so enttäuschend ist, verrät der Herausgeber im Vorwort, in dem er einräumt, er sei beim Autorenanbaggern "auf eine Mauer des Widerwillens" gestoßen und es habe Ausreden gehagelt.
Das ist vielleicht das härteste Urteil über Günter Grass und die eigentliche Pointe des Geburtstagsbändchens: Noch nicht einmal eine geistreich-lebendige Polemik kann man über diesen staublangweiligen Schwafler schreiben.


Titelbild

Klaus Bittermann (Hg.): Literatur als Qual und Gequalle. Über den Kulturbetriebsintriganten Günter Grass.
edition TIAMAT, Berlin 2007.
127 Seiten, 12,00 EUR.
ISBN-13: 9783893201082

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