Die Große Freiheit

Svenja Hofert gibt Tipps für Existenzgründer im Medienbereich

Von Daniel BeskosRSS-Newsfeed neuer Artikel von Daniel Beskos

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mehr und mehr Menschen entscheiden sich für die Freiberuflichkeit - freiwillig, mit neuerdings coolem Anstrich als "digitale Bohème" etwa, oder gezwungenermaßen, einfach weil sich eine Festanstellung partout nicht finden lassen will. Doch zu einer erfolgreichen Existenzgründung auch und gerade im Medienbereich gehört mehr als ein Notebook und etwas Flexibilität - egal, ob man als Designer, Lektor, Fotograf, Journalist, Musiker oder PR-Berater arbeiten möchte. Was alles dazu gehören kann und wie man die gerade die Einstiegshürden am besten meistert, das hat Svenja Hofert in ihrem Ratgeber zusammengefasst.

Gleich zu Beginn beantwortet die Autorin die wichtigsten Fragen zum Thema, etwa ab wann man überhaupt laut Definition ein Freiberufler ist oder wie man in der Künstlersozialkasse aufgenommen wird. Nach diesem kurzen "Rundumschlag" geht es noch mal im Einzelnen in die verschiedenen Themenbereiche.

Und wie auch zu Beginn der freiberuflichen Tätigkeit steht auch in Hoferts Ratgeber am Anfang die Frage, ob die Selbstständigkeit für den Einzelnen überhaupt das Richtige ist. Mit Hilfe der zur Verfügung gestellten Checklisten kommt man der Antwort schnell näher: Bin ich bereit, mich neben den inhaltlichen auch den organisatorischen und bürokratischen Aufgaben zu stellen? Wähle ich die Selbstständigkeit bewusst und sehe sie als Chance? Dann könnte es klappen. Ähnlich wird auch bei der Frage vorgegangen, welches Alleinstellungsmerkmal die eigene Tätigkeit auch als Einnahmequelle lohnenswert machen könnte.

Entsprechend wird im darauf folgenden Kapitel erstmal das wichtigste Thema überhaupt verhandelt: Geld. Auch wenn die genannten und empfohlenen Honorarvorstellungen zwar vielleicht wünschenswert, so doch zum Teil leider kaum realistisch sind, so geben sie doch einen guten Überblick über die verschiedenen Preisspannen. Klar wird: In keiner anderen Berufssparte sind die Unterschiede in der Bezahlung so groß wie sie es zum Teil im Medienbereich sein können.

Um dann auch wirklich an die Honorargelder heranzukommen, muss die eigene Tätigkeit erstmal richtig vermarktet werden - die Vorschläge reichen von Zielgruppen-Überlegungen über Corporate Identity bis hin zu verschiedenen Selbstmarketing-Tools. Natürlich sind viele der vorgestellten Punkte wie etwa das "richtige Networking" - gerade in Zeiten der Social Communities - inzwischen Selbstverständlichkeiten, dennoch hilft die gebündelte Zusammenstellung bei der Existenzgründung. Und sei es nur, indem sie das gute Gefühl erzeugt, nichts Wichtiges vergessen zu haben.

Unschön sind allerdings manche kleine Fehlinformationen im Buch (etwa in Steuerfragen wie etwa dem "Kleinunternehmerstatus" sollte man doch noch mal lieber beim eigenen Finanzamt nachfragen) und auch die Tatsache, dass die "Medienberufe" eigentlich ein viel zu weit gestreutes Feld sind, um allgemeingültige Tipps zu geben, macht so diese Art von Ratgeber-Buch zwangsläufig unvollständig. Die Kundengewinnung bei einem Webdesigner wird sich sicher wesentlich von der eines Tonmeisters oder Radiomoderators unterscheiden. Daher wirken einige Tipps manchmal etwas platt - am Telefon mit Standardrhetorik Interesse zu heucheln, ist für einen Call-Center-Mitarbeiter sicher eine von oben verordnete Maßnahme, erfahrene Journalisten dagegen sollten doch wohl andere Möglichkeiten haben, mit Ihren "Kunden" ins Gespräch zu kommen - und auch zu bleiben. Ebenfalls selbstverständlich im Medienbereich dürfte mittlerweile die Nutzung von Web 2.0-Portalen wie etwa "Xing" sein, dem hier gar ein eigenes Kapitel eingeräumt wird - für die Auftragsakquise sicher nicht falsch, wenn auch oft nicht zielgerichtet genug.

Nicht fehlen darf auch ein Kapitel zum Businessplan sowie eine Vorstellung der verschiedenen Gesellschaftsformen, die sich für Freiberufler eignen - GbR und PartnerG etwa. Sehr hilfreich sind auch die Abschnitte zu den Themen Buchhaltung und Steuern (Wer macht die Steuererklärung? Wie lassen sich Investitionen absetzen? et cetera).

Natürlich sind viele Inhalte nur angerissen und dadurch etwas oberflächlich behandelt, als Rundumblick für den Einstieg eignet sich Svenja Hoferts Ratgeber aber allemal.


Titelbild

Svenja Hofert: Existenzgründung im Medienbereich.
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007.
202 Seiten, 24,90 EUR.
ISBN-13: 9783896695918

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