Leider kein "Moment of Exellence"

Matthias Eckoldts Debütroman versandet in Plattheiten

Von Oliver GeorgiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Oliver Georgi

Besprochene Bücher / Literaturhinweise


Welch geniale Story! Der Rennfahrer Marc Merkus erleidet nach einem Unfall bei der Tourenwagenmeisterschaft einen schweren Unfall und muß am Stammhirn operiert werden. Glücklicherweise gerät sein durch und durch pöbelhaftes Team mit einem Daueralkoholpegel von mindestens zwei Promille an den Hirnchirurgen Helmuth Korn. Dieser hat einen elektronischen Chip entwickelt, der die Vernarbung der Hirnzellen nach Operationen, durch die epileptische Anfälle entstehen könnten, umgehen kann. Er füttert diesen Chip mit dem wirren Gedankengut des Pseudophilosophen Dr. Hauenstein und pflanzt ihn Merkus ein. Fortan fährt dieser die schnellsten Rundenzeiten und philosophiert nebenher über Gott und die Welt.

So wirr, wie die Handlung klingt, ist auch das ganze Buch. Matthias Eckoldt wollte augenscheinlich eine Satire schreiben und in dieser Elemente einer zeitgemäßen Flegelsprache und der antiken Philosophie vereinen, sie "auf intelligente Weise aneinander reiben, bis sie Funken schlagen", wie es im Klappentext so schön heißt. Dieses Vorhaben ist ihm bedauerlicherweise misslungen. Die Charaktere bleiben allesamt so flach wie ihre Sprache, die eingestreuten philosophischen Partikel wirken bemüht, unmotiviert und vermitteln eher den schalen Eindruck von Phrasendrescherei als sinnvoll in den Text integrierter Handlungsmomente. Grundsätzlich hätte sich aus der Kombination "moderner Randgruppenjargon" und Philosophie vielleicht eine lesenswerte und kurzweilige Handlung ergeben können. So bleibt es leider bei vor Testosteron nur so triefenden Darstellungen von Rennläufen in schlechter Sportschau-Manier. - Eckoldt geizt nicht mit Stereotypen und Klischees.

Die wohl beabsichtigte Aktualität in der sprachlichen Darstellung eines saufenden Proletenclubs wirkt fast immer aufgesetzt, gekünstelt und zudem nicht gut gemacht: gewollte oder nicht gewollte Stilblüten wie "Luckys Kopf fuhr aus den Daunen auf und die Zeitung herum" oder "Man nennt uns Pferdeärsche, / Weil wir jedes PS beherrsche'" mögen dies verdeutlichen.

Eckoldt wollte in diesem "aberwitzigen" Roman das "schlichtweg Unvereinbare kombinieren". Vielleicht hätte er besser daran getan, zunächst das Vereinbare miteinander zu vereinbaren.

Titelbild

Matthias Eckoldt: Moment of Excellence.
Eichborn Verlag, Frankfurt 2000.
228 Seiten, 17,40 EUR.
ISBN-10: 3821808217

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