Zielscheibe Feuilleton
Über eine Kritik von Monika Papenfuß an Christa Wolfs Kritikern
Von Thomas Anz
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer letzte Literaturstreit im geteilten und der erste im vereinten Deutschland hatte Christa Wolfs Erzählung "Was bleibt" zum Anlaß. Dieser Streit wiederum war für Monika Papenfuß Anlaß, die literaturkritischen Reaktionen auf Christa Wolfs Werke in der Bundesrepublik wie in der ehemaligen DDR zu untersuchen. Die Zahl der berücksichtigten Rezensionen über "Der geteilte Himmel" bis hin zu denen über "Medea" hält sich ebenso in Grenzen wie die Genauigkeit der Analysen. Ob ein größerer Aufwand zu einem anderen Ergebnis geführt hätte? Das Fazit der Dissertation lautet: Neben der Vernachlässigung ästhetischer Kriterien sei "eine politische Vereinnahmung der Autorin während der gesamten Dauer ihrer schriftstellerischen Arbeit" erkennbar, und zwar "in den 60er Jahren von konservativen Kreisen, die sich durch die Autorin aus dem anderen Teil Deutschlands in ihrer DDR-kritischen Haltung bestätigt sahen, später von eher am linken Flügel des politischen Spektrums anzusiedelnden Gruppen." Am Ende wiederholt das Buch einen nicht mehr ganz neuen Topos der Schelte über die Literaturkritik. Am Beispiel der Feuilleton-Kritik zu Christa Wolf zeige sich: "Auch im gehobenen Feuilleton ist die Rezension mehr und mehr zu einer auf bloße Unterhaltung abzielenden Posse oder Polemik verkommen, die in Anspruch und Ausführung mit den sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden Literaturshows im Fernsehen verglichen werden kann. Von einer vermittelnden Rolle, die der Rezensent zwischen Werk und Leser einnehmen soll, ist nichts mehr erkennbar."