Warum Lesen glücklich macht

Stefan Bollmanns drittes Buch über lesende Menschen

Von Stefanie HartmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Hartmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nichts mag für den Autor Stefan Bollmann und den kleinen ambitionierten Sandmann Verlag näher gelegen haben, als an den großen, überraschenden Erfolg von "Frauen, die lesen, sind gefährlich" anknüpfen zu wollen. So veröffentlichte der Verlag inzwischen reich bebilderte Werke über (handarbeitende) Frauen, die den Faden nie verlieren, über fromme Damen, die zuweilen auch rebellisch werden und über kluge Mädchen. In derselben Reihe erschien 2006 - wieder mit einem Vorwort von Elke Heidenreich - Bollmanns "Frauen, die schreiben, leben gefährlich".

Es ist nicht so, dass der Autor uns nun in seinem aktuellen Buch "Warum Lesen glücklich macht" noch viel Neues erzählen kann. Die meisten Ausführungen findet man in ähnlicher Form - oft bildungsgesättigter - beispielsweise in den Büchern Alberto Manguels. Dennoch lohnt es sich, diesen Band in die Hand zu nehmen. Die Illustrationen - darunter zahlreiche ExLibris - sind wieder vorzüglich ausgewählt und im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Büchern stärker in den Fließtext integriert. Die Leichtigkeit, mit der Bollmann Lese-Anekdoten erzählt, zieht den Leser in den Bann. Bereitwillig folgt man ihm in die Wälder des amerikanischen Idealisten Thoreau - und auch dem Brückenschlag in die deutschen Wälder des Jahres 2000, in dem der "Waldmensch" Joseph Paccione 18 Monate lesend verbringt, bis er von der Polizei aufgegriffen und inhaftiert wird. "Wirkliches Leben, so könnte man sagen, gleicht einem Aufbruch in die unbekannte Welt des Waldes, um experimentell zu überprüfen, was einem wesentlich ist und was nicht."

Ausführlich widmet er sich dem Lesen der Natur, dem Lesen von Tierspuren, dem Zusammenlesen von Früchten, sowie der Lese von Wein als vorangehenden und verwandten Tätigkeit. Bollmann führt eine Studie an hirngeschädigten Personen an, in der festgestellt wurde, dass Schwierigkeiten beim Zuordnen von Tierspuren zu entsprechenden Tieren einhergeht mit massiven Leseschwierigkeiten.

Im letzten Kapitel bekennt der Autor freimütig, kein Rezept für Leseglück zu haben. Allenfalls gibt es viele Rezepte, jeder Leser hat sein eigenes. Während Franz Kafka das beglückende Lesen an sich ablehnte, bedeutete ihm die Literatur wohl dennoch Glück. Und Sten Nadolny sagte: "Glück ist zu begreifen, wie alles zusammenhängt" und diese Erfahrung vermittele das Lesen. Marcel Proust sprach davon, dass Bücher eine heilende Wirkung - ähnlich einem Psychotherapeuten - haben und griff damit der heute angewandten Bibliotherapie voraus. Bollmann schließt mit den Worten: "Man kann diese Problematik an der Frage nach dem Glück studieren, die uns in diesem Kapitel hinsichtlich des Lesens beschäftigt hat. Doch würde uns das weiterbringen? Sollten wir nicht lieber den neuen Krimi von Gilbert Adair mit dem verlockenden Titel "Ein stilvoller Mord in Elstree" oder noch einmal "Wiedersehen von Howards End" von Edward Morgen Forster lesen?"

Genau das sollten wir!


Titelbild

Stefan Bollmann: Warum Lesen glücklich macht.
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2007.
151 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783938045251

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