Pornos und Geschlechtsumwandlungen

John Burdetts Thriller "Der buddhistische Mönch" spielt in Thailands Unterwelt

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie gut, dass er ein Buddhist ist. Denn die Buddhisten glauben ja, dass alles wieder gut wird, weil es sowieso nur eine Illusion ist. Wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten. Und so kann auch Sonchai Jitpleecheep seinen Schock überwinden, als er ein Snuff-Video ansehen muss, in dem ausgerechnet Damrong ermordet wird, eine der erstklassigsten Prostituierten in Bangkok, der Hochburg des Sextourismus. Einst war sie seine Geliebte, jetzt sucht sie ihn immer noch in seinen Träumen heim.

Exotik ist wieder in, auch in Kriminalromanen: die Schwestern Tran-Nhut mit ihren Vietnam-Krimis, Barry Eisler mit seinem halbjapanischen Killer, Colin Cotterill mit dem laotischen Dr. Siri. Dazu zählt auch John Burdett mit seiner thailändischen Serie um Sonchai Jitpleecheep, der nicht nur Polizist bei der "Royal Thai Police" und gläubiger Buddhist ist, sondern auch mit seiner Mutter ein Bordell betreibt. Nach "Der Jadereiter" und "Bangkok Tattoo" ist "Der buddhistische Mönch" der dritte Band der Serie.

Wie in vielen anderen exotischen Thrillern ist der Plot eigentlich auswechselbar (Videopornografen bringen eine Prostituierte um), bekommt aber durch die fremde Atmosphäre einen speziellen Reiz. Denn wer kennt sich schon in den buddhistischen Gehirnen fremder Völker aus, weiß wie sie denken, wie sie fühlen? Wer kennt sich in den thailändischen Gefilden offen und sorglos korrupter Polizeichefs aus, die durch die Ermittlungen auf den Geschmack kommen und selbst Pornos (natürlich "künstlerische") drehen wollen, um sich das Gehalt ein wenig aufzubessern? Wer rechnet schon mit offener Anerkennung von Transvestiten, wie es in Thailand augenscheinlich üblich ist?

"Der buddhistische Mönch" ist nicht ganz so gelungen wie der erste Band der Reihe, vor allem ist er etwas weniger humorvoll. Dennoch hat dieser Krimi um einen grausamen Mord, der weitere Verbrechen nach sich zieht, auch sehr witzige Szenen. So wenn sich die hübsche FBI-Agentin Kimberley Jones in den hübschen Assistenten von Sonchai verliebt, der aber eigentlich nur noch auf seine geschlechtsumwandelnde Operation wartet, damit er endlich den richtigen Körper für seine weiblichen Gefühle hat. "Vielleicht hat er nur noch nicht die Richtige gefunden", denkt sie und hofft, vergeblich.

Als ganz normalen Alltag lässt Burdett Sonchai den Umgang der Thailänder mit dem käuflichen Sex schildern, der schließlich viele Familien ernährt, die sonst vielleicht - auch heute noch - verhungern müssten. Ebenso normal wird der buddhistische Glaube und Aberglaube mit seinen Geistern, Gespenstern, Dämonen, Amuletten und Wahrsagern vorgeführt. Als ganz normal beschreibt Burdett auch unsere westlich beschränkte Sicht auf ein "Entwicklungsland", in das die Touristen wegen des Sex fahren oder weil es dort so schön billig für sie ist.

Vielleicht, bei allen Schwächen seines sonst insgesamt doch ziemlich konventionellen Thrillers, kann das Buch wenigstens ein wenig von der ursprünglichen Lebensfreude der Thailänder vermitteln, der für uns ungewöhnlichen Spiritualität oder wenigstens von der Falle der Religion, die Wohlverhalten mit gutem Karma belohnt, die die Menschen hier aber nur noch überleben lässt, wenn sie Sex oder Drogen verkaufen.


Titelbild

John Burdett: Der buddhistische Mönch.
Übersetzt aus dem Englischen von Sonja Hauser.
Piper Verlag, München 2008.
384 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783492050975

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch