Überflüssig

Liberale denken über politische Utopien nach

Von Arnd BeiseRSS-Newsfeed neuer Artikel von Arnd Beise

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Liberale haben meistens etwas gegen Utopien. Ihr Abgott Karl R. Popper machte den Utopismus für alles Unglück der Welt verantwortlich; Friedrich von Hayek meinte, dass eine Gesellschaft regelmäßig zur Hölle auf Erden werde, wenn der Versuch unternommen wird, Utopien praktisch umzusetzen. Doch manche Liberale interessieren sich trotzdem für sie, zum Beispiel die von der Friedrich-Naumann-Stiftung geförderten Herausgeber des vorliegenden Bandes. Heike Katz und Oliver Schoell organisierten im Herbst 1997 eine „Akademietagung zur Utopie“, für die sie die renommierten HochschullehrerInnen Lucian Hölscher, Martin Gralher, Jürgen Mittelstraß, Sabine Boerner und Richard Saage als Referenten gewinnen konnten.

Ob es nötig war, die Tagungsbeiträge in Buchform zu dokumentieren, möchte ich bezweifeln. Wo es interessant wird (Mittelstraß über Wissenschaft als Utopieraum; Boerner über die Notwendigkeit lenkender Eingriffe in einem freiheitlichen Wirtschaftssystem), haben die Beiträge nur am Rand mit dem Thema zu tun; ansonsten wird mehr oder weniger aus dem Nähkästchen geplaudert, längst Bekanntes vorgestellt oder eine Projektskizze präsentiert. Überflüssig eigentlich.

Ärgerlich stimmt, dass es offensichtlich weder die HerausgeberInnen noch der Verlag für nötig hielten, das Heft gründlich Korrektur zu lesen oder auch nur auf Satz, Typographik und Layout zu achten. Der Mangel an Aufmerksamkeit für die äußere Form korrespondiert mit dem nur zu verständlichen Zweifel der HerausgeberInnen am Sinn ihrer Unternehmung. Zwar hoffen sie in ihrer Einleitung, dass das Büchlein „möglicherweise auch für Kenner der Materie interessant sein“ könnte, aber die konjunktivische Formulierung verrät den eigenen Unglauben. Und zu Recht. Der Band bietet weder „einen Einblick in den Stand der Utopieforschung“ noch „eine Sicht auf neuere Entwicklungen“, wie die HerausgeberInnen in ihrer „Einleitung“ behaupten.

Kein Bild

Oliver Schöll / Heike Katz: Politische Utopien.
Cuvillier Verlag, Göttingen 1998.
286 Seiten, 42,90 EUR.
ISBN-10: 389712176X

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