Fundgrube Fußnote
Der Briefwechsel zwischen Rainer Marie Rilke und Norbert von Hellingrath erfreut sich einer hervorragenden Edition
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseEtliche Briefwechsel Rainer Maria Rilkes sind im Laufe der Jahrzehnte bereits ediert worden, umfangreiche und weniger umfangreiche, mit prominenten und weniger prominenten ZeitgenossInnen. Nun ist ein weiterer hinzugekommen. Klaus E. Bohnenkamp hat Rilkes Briefwechsel mit dem dreizehn Jahre jüngeren Altphilologen und Germanisten Norbert von Hellingrath herausgegeben, der von Harry Graf Kessler als "Georgejünger und Hölderlinforscher" charakterisiert wurde.
Trotz des nicht eben geringen Altersunterschiedes erwies sich die Begegnung beider im Oktober 1910 für Rilke als "epochemachend". Denn Hellingrath wird dem Dichter zum "Hölderlin-Lehrmeister", wie es in der anonym verfassten Einleitung mit Herbert Singer heißt.
Der Bekanntschaft, vielleicht auch Freundschaft, zwischen dem Dichter und dem Wissenschaftler war keine allzu lange Dauer beschieden. Denn Ende 1916 fiel Hellingrath, der sich schon am 4. August 1914 als Freiwilliger gemeldet hatte, auf dem Schlachtfeld von Verdun. Von entsprechend geringem Umfang ist denn auch der (erhaltene) Briefwechsel, zumal sich Rilke und Hellingrath immer wieder persönlich begegneten und daher auf schriftliche Kommunikation nicht immer angewiesen waren.
Der vorliegende Band ergänzt den Briefwechsel um - teils bislang unpublizierte - Briefe Rilkes und Hellingraths an andere AdressatInnen und um Tagebuchauszüge. Zudem enthält der Anhang den Briefwechsel den Rilke mit Hellingraths Braut Imma von Ehrenfels in den Jahren 1917 und 1918 führte.
All dies ist hervorragend ediert und mit geradezu peinlicher Akkuratesse kommentiert. Kein Zitat bleibt unausgewiesen, kein Ort und kein Name ohne Erläuterung und keine Behauptung des Herausgebers ohne Beleg. Fast könnte man sagen, es bliebe keine Frage offen. Doch das ist - zum Glück vielleicht - gar nicht möglich. Auch hätte die Forschung damit ja ein Ende. Doch gerade für Forschende bildet der Band, zumal die Kommentare und Fußnoten, eine wahre Fundgrube. Für alle anderen dürfte der Briefwechsel, der kaum einmal über das von den Korrespondierenden geteilte Interesse an Hölderlin und der Antike hinausreicht, jedoch nur von geringerem Interesse sein.
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