Trotzige Sehnsucht
Robert Schindels neuer Gedichtband „Immernie“
Von Thomas Kraft
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer Dichter ist unterwegs. In seinen Träumen und mit seinem ermattenden Körper. Wandern im Bayerischen Wald, Zugfahren von Lesung zu Lesung, Liebesurlaube in Venedig und Paris, Geschichtspfade in „Sterbien“, „Depressenburg“ und im Wald von Riga. Blut auf vielen Wegen, den Krieg und seine Gesellen im Visier, sucht er, der „Fluchtständler“, nach Griffen, „Erinnrungsfetzen“ im Zeitenlauf. Von Sehnsucht und Suche ist viel die Rede in den neuen Gedichten des Wieners Robert Schindel. „Immernie“ ist sein fünfter Gedichtband betitelt, knapp hundert Sonette, Requiems und freie Formen. „Auf Schlüsselsuche vor mein eigenen Haus und Giebel“ beschreibt Schindel seine literarischen Ambitionen. Staunen will er und lieben, mahnen und sich „wiederfinden in der Niemandsros“. Ein sehr persönlicher Ton durchweht diese kleinen Selbstgespräche; es sind Widmungen für geliebte Frauen („körperln wir bis in die Abendstunden“) und Weggefährten darunter, Elegien für die verstorbene Anita Pichler und die schon in früheren Texten verewigte Daphne, ein Salut für Milo Dor zum Siebzigsten und Gedanken an gemeinsame Stunden mit Werner Söllner, George Troller und „Delius, dem milden“.
Kraftvoll und bilderreich ist seine Sprache, entschieden die Haltung des lyrischen Ichs und gereizt die Stimmung, wenn es um den Missbrauch von Sprache geht. „Der Kontinent plappert“, heißt es da, „Rechner, Broker / Und Brocker“ werden zu den „Schnatteranten“ gezählt und dafür verantwortlich gemacht, dass „das Geheimnis / segelt in die Pfütze“. Und wer Robert Schindel als wachen und kritischen Kopf kennt und schätzt, wird sich nicht wundern, dass ganz am Ende seiner Sammlung ein trotziges „Dennoch“ steht.
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