Kattrin, Katja, Kathinka

Botho Strauß' Theaterstück "Leichtes Spiel" präsentiert "Neun Personen einer Frau"

Von Susan MahmodyRSS-Newsfeed neuer Artikel von Susan Mahmody

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eine junge Mutter, die im Supermarkt zufällig mit einem Fremden ins Gespräch kommt und für ihre Gutgläubigkeit Kritik von ihrer Schwester zu hören bekommt. Eine Schwärmerin, die für ihren Mann alles aufgegeben hat, jedoch nicht die erhoffte Erfüllung finden konnte. Eine knallharte Verhandlerin mitten in der Geschäftswelt, die ihren Vorgesetzten von der Brauchbarkeit ihrer Projektkonzepte zu überzeugen versucht und sich nebenbei mit einem hoffnungslos in sie verliebten Kollegen herumschlagen muss. Eine langjährig verheiratete Frau, die für die Bemühungen ihres Mannes, ihr zu ihrem Geburtstag eine Freude zu bereiten, nur Desinteresse übrig hat. Eine geschäftstüchtige Dame, die in Zeiten der finanziellen Krise potentielle Partner rein nach deren ökonomischem Nutzen auswählt.

Kattrin, Katja, Kathinka, Käthe, Katharina, Kitty - so heißt die Hauptperson in Botho Strauß' neuem Stück "Leichtes Spiel. Neun Personen einer Frau". In den zehn locker aneinander gereihten Episoden steht jeweils eine Frau im Mittelpunkt, die meist im Dialog mit einem Mann steht. Jede der Episoden unterscheidet sich grundlegend von den anderen, und auch die Frau bewegt sich stets in einem anderen Kontext. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass Strauß hier nicht jeweils eine andere Frau präsentiert, sondern dass in jeder Szene ein und dieselbe Person die Hauptrolle spielt. Diese wird dann je nach Situation eben Kattrin, Katja, Kathinka, Käthe, Katharina oder Kitty genannt, um in all diesen Abwandlungen ein und desselben Namens die verschiedenen Facetten und Charakterzüge der komplexen Identität einer Frau sichtbar zu machen.

Was allen Gesichtern der Hauptfigur gemeinsam ist, ist ihre Suche - sei es nach Liebe, Anerkennung oder geglückter Kommunikation. Dass sie dabei kein "leichtes Spiel" hat - diese Formulierung wird von Strauß in jeder der zehn Episoden platziert eingesetzt -, liegt einerseits an den äußeren Umständen, denen sie sich ausgesetzt sieht, zu einem großen Teil aber auch an ihrem männlichen Gegenüber.

Strauß schafft in seinem Stück jedoch keine starren, unverschiebbaren Grenzen zwischen Mann und Frau, sondern schildert diese als flexibel und durchlässig, die beiden eine große Spielfläche im Hinblick auf ihr Verhältnis zu einander bietet. Wie so oft bei Strauß scheint den Protagonisten alles möglich und im selben Augenblick, gefangen durch von sich selbst oder ihnen von der Gesellschaft auferlegte Einschränkungen, auch wieder nicht.


Titelbild

Botho Strauß: Leichtes Spiel. Neun Personen einer Frau. Ein Theaterstück.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009.
108 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-13: 9783498064099

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