Ein Phänotyp der Moderne – Walter Delabar und Dieter Heimböckel haben einen Sammelband herausgegeben, der sich Walther Rathenau aus literatur- und kulturwissenschaftlichem Blickwinkel nähert

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Thomas Mann sah in ihm eine „kulturelle Neubildung von hoher Merkwürdigkeit“, Robert Musil hat ihm ein (wenn auch wenig schmeichelhaftes) Denkmal gesetzt, er selbst gehört wohl zu den wirkungsvollsten Unternehmern, Politikern und Organisationsfachleuten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland, und er ist bis heute einer der bekanntesten dazu: Walther Rathenau (1867-1922). Seine Ermordung im Jahre 1922 durch Freikorpsmitglieder hatte unerhörten Signalcharakter, allerdings nicht wie von den Attentätern erhofft für einen nationalistischen Putsch, sondern für die Konsolidierung der jungen deutschen Republik. Das macht noch heute seinen ungeheuren Bekanntheitsgrad aus.
Rathenau hat allerdings neben seinen umfangreichen Tätigkeiten in Wirtschaft, Politik und Administration ein nicht weniger umfangreiches und erfolgsträchtiges literarisches und essayistisches Werk hinterlassen, das bis weit ins kulturelle Leben hinein gewirkt hat. Die Kombination verschiedener, ansonsten meist getrennter Kulturen in einer Person macht ihn zu einer für deutsche Verhältnisse singulären Erscheinung und insofern zu einem höchst aufschlussreichen Untersuchungsgegenstand, dem sich bislang allerdings vor allem Kultur- und Allgemeinhistoriker gewidmet haben. Der Sammelband widmet sich Rathenaus kulturellem Schaffen und kultureller Wirkung auch unter Berücksichtigung seiner Schriften zur Zeit.
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Titelbild

Walter Delabar / Dieter Heimböckel (Hg.): Walther Rathenau. Der Phänotyp der Moderne.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2009.
240 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 9783895287169

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