Überkopfig?

Einige Anmerkungen zu dem von Albert Kümmel-Schnur herausgegebenen Sammelband „Sympathy For The Devil“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Please allow me to introduce myself
I’m a man of wealth and taste“.

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Rezensent mag das Buch nicht. Warum es trotzdem Respekt verdient und man es zu den ,guten‘ Exemplaren der Kategorie Buch zählen sollte, sei also kurz erklärt. Bei der vorliegenden Aufsatzsammlung handelt es sich im weitesten Sinne um ein Arrangement von Aufsätzen um den allseits bekannten Popsong der Rolling Stones „Sympathy For The Devil“. Anlass ist ein Jubiläum, „Sympathy For The Devil“ wird 40 Jahre alt. Im Dezember 1968 erschien der Song auf dem Album „Beggars Banquet“. So, wie der Songtext gleich zu Beginn klar zu machen versucht, worum es geht und das Interesse des Hörers durch seine weitergehende interpretatorische Vielschichtigkeit erhält, ebenso versucht dies der vorliegende Sammelband – nur dass er dazu eine Vielzahl an teilweise heterogen erscheinenden Themen nutzt, die jeweils nur eine einzelne Zeile des Popsongs als Anlass für ihre Ausführungen nehmen.

Die Schar der Beiträger ist prominent und reicht von Ulrich Beck über Bazon Brock bis hin zu Klaus Theweleit. Die Assoziationen, die von den jeweils als Überschrift der Essays gewählten Textzeilen aus dem Song zu den Inhalten der Aufsätze gezogen werden, sind abenteuerlich. Frühchristliche Gnosis, eine vermeintliche Theorie der Coverversionen, die letztendlich auf den Vorgang der Kopie zu reduzieren wäre, Godard und Rockkultur, Sampling, Mixing und so weiter bieten die Stichworte, anhand derer es zu „längeren Gedankenspielen“ kommt. Man verstehe mich hier nicht falsch: die Idee, einen Song als inhaltliche Klammer für einen Sammelband zu nehmen, ist bestechend. Auch die einzelnen Aufsätze, durchweg auf hohem sprachlichem und intellektuellem Niveau, sind brillant und versprechen gute Unterhaltung. Beispielhaft sei dafür der Beitrag von Willem van Reijen genannt, der der Nähe der Stones zum „Bösen“ nachgeht. Letztendlich steht dem Leser darin sogar eine Umwertung der Werte ins Haus.

Zusammenfassend kann man es weder einen „Remix“ noch einen „Edit“ nennen, was der Herausgeber hier versucht hat. Allenfalls gibt das Buch den Versuch eines „Samplings“, das an der Heterogenität des gesampelten Materials scheitert und nichts Konsistentes hervorbringt. Als Buch ist das Projekt gescheitert, als Idee strahlt es heller jedoch als je zuvor. Dem ist uneingeschränkter Respekt zu zollen.

Titelbild

Albert Kümmel-Schnur (Hg.): Sympathy for the Devil.
Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2009.
252 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783770547982

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