Tod im Anglistikinstitut

Christian Schünemann lässt in „Die Studentin“ seinen Starfrisör Tomas Prinz erneut ermitteln

Von Kirsten ReimersRSS-Newsfeed neuer Artikel von Kirsten Reimers

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit „Die Studentin“ legt Christian Schünemann den dritten Krimi um seinen Münchner Starfrisör Tomas Prinz vor. Während der erste Roman, „Der Frisör“, in der Welt der Hochglanzmagazine spielte und der zweite, „Der Bruder“, in der Kunst- und Galeristenszene angesiedelt war, hat der dritte nun die Welt der Wissenschaft zum Schauplatz: Rosemarie, das Au-pair-Mädchen von Prinz’ Schwester, hat sich an der Ludwig-Maximilian-Universität für Anglistik eingeschrieben. Schon bald ist sie studentische Hilfskraft bei der jüngst berufenen Literaturprofessorin Mara Markowski und muss feststellen, dass ihre Chefin das Opfer kleinerer Attentate ist: ein Virus auf dem Computer, ein vergammelnder Fisch hinter dem Bücherregal, ein Stein, der nachts durchs geschlossene Fenster geworfen wird. Binnen kurzer Zeit verschärft sich die Situation. Als der Dekan der Fakultät für Sprach- und Kulturwissenschaften – gleichzeitig auch Markowskis Ehemann – vergiftet wird, stellt sich die Frage, wem dieser Anschlag wirklich galt: dem Dekan oder seiner Frau. Da auch Rosemarie sich verdächtig macht, beginnt der Frisör zu ermitteln.

Christian Schünemann hat mit seinem Ermittler eine gute Wahl getroffen: In der Welt der Universität ist der Frisör ein Außenseiter, deshalb kann er mit unverstelltem Blick den Dingen begegnen. Zugleich ist seine Aufmerksamkeit dank seines Handwerks geschärft: Prinz hat ein Auge für Details, für die Stimmigkeit in Auftreten und Erscheinung von Personen. Das ermöglicht ihm einerseits die optimale Beratung seiner Kunden und lässt ihn andererseits Mordmotive und Intrigengespinste durchschauen. Und als Frisör ist er zudem Knotenpunkt für Klatsch und Tratsch jeder Art: perfekte Voraussetzungen, um zu ermitteln.

Dies macht er in der ihm eigenen zurückhaltenden Weise. Schünemann verzichtet in seiner Figurenzeichnung bewusst auf allzu offensichtliche Klischees, auf alles Grelle und Schrille, das man mit einen schwulen Frisör im Münchner Glockenbachviertel assoziieren könnte. Stattdessen stehen leise Töne und genaue Beobachtungen im Mittelpunkt. Und wie der Frisör, so auch die Sprache: elegant, unaufdringlich, unaufgeregt und von zarter Selbstironie. Gab es in den ersten beiden Bücher noch Seiten- und Abwege, die gar nichts mit dem Fall zu tun hatten, so ist dies im aktuellen Krimi deutlich konsequenter gelöst: Die eingestreuten Umwege geben dem Whodunit die nötige Fülle, streuen falsche Fährten ein – und haben stets mit den Umständen zu tun, die zum Tod des Dekans führten. Herausgekommen ist dabei ein in sich sehr stimmiger Krimi.

Titelbild

Christian Schünemann: Die Studentin. Der dritte Fall für den Frisör. Roman.
Diogenes Verlag, Zürich 2009.
261 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783257239157

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