"Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (Lili)"
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDie vierteljährlich erscheinende "Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi)" rückt in jeder Ausgabe ein Schwerpunktthema der im Titel genannten Wissenschaften ins Zentrum, mit dem sich verschiedene Autoren auseinandersetzen.
Die Beiträge der aktuellen Juni-Ausgabe (Heft 118) beleuchten die "Sprache des Rechts" vornehmlich unter dem Aspekt ihrer Verständlichkeit für den Fachmannn und den Laien. Den Löwenanteil nimmt dabei eine Veröffentlichung der "Berliner Arbeitsgruppe" in Anspruch, die die bisherigen Ergebnisse eines Ende 1999 begonnenen Projekts der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit dem Titel "Sprache des Rechts. Vermitteln, Verstehen, Verwechseln" vorstellt. Das interdisziplinäre Projekt basiert auf empirischen Studien und untersucht den Komplex der Gesetzgebung, des juristischen Wissens und der Anwendung dieses Wissens bzw. seiner sprachlichen Umsetzung. Die Beziehung von Verstehen und Verständlichkeit, je nachdem, mit welchem Vorwissen jemand an das geschriebene Recht herangeht, wird dargestellt und anhand der empirischen Untersuchungen belegt.
Der Artikel "Verständliche Gesetze - eine Utopie? Bemerkungen aus linguistischer Sicht zur sprachlichen Gestaltung von BGB und ZGB der DDR" von Inge Lasser und der Beitrag "Transparent oder verständlich oder wie was verstanden wird. Eine empirische Untersuchung zum Verstehen eines juristischen Textes" von Rainer Dietrich und Katja Kühn ergänzen die Berliner Arbeitsgruppe, indem sie einen Weg vorzeichnen, der zur Umsetzung des Akademievorhabens in konkrete Forschung führen könnte. Günther Grewendorf beleuchtet das Verhältnis von Linguisten und Juristen anhand der gesetzlich vorgeschriebenen, sprachlichen Überprüfung von Gesetzestexten und zeigt die Versäumnisse einer angewandten Linguistik an einer Reihe von Beispielen auf. Der letzte Beitrag des Schwerpunktthemas fokusiert auf die grundlegende Aufgabe des Linguisten. Wolfgang Klein geht der Frage nach, was Sprachwissenschaftler aus der Sprache des Rechts für die Analyse der menschlichen Sprache lernen können.
Neben dem Hauptthema der jeweiligen "LiLi"-Ausgabe erscheinen in der Rubrik "Labor" weitere Artikel von literaturwissenschaftlichem oder linguistischem Interesse. In Heft 118 setzt sich dort Amelie Pitters mit dem "Verschwinden des Autors" auseinander und Karl-Wilhelm Schmidt schreibt zur "Rückkehr des Epischen in der deutschsprachigen Literatur der neunziger Jahre. Die Welt als Chaos in Karen Duves "Regenroman".
Matthias Munsch
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