Bescheiden, revolutionär, kontrovers scheiden, revolutionär, kontrovers
Reinhard Brandts und Karlfriedrich Herbs ...
Von Redaktion literaturkritik.de
Besprochene Bücher / Literaturhinweise"Bescheiden im Umfang, revolutionär in der Wirkung, kontrovers in der Deutung" sei Jean-Jacques Rousseaus Schrift "Vom Gesellschaftsvertrag", so die Herausgeber Reinhard Brandt und Karlfriedrich Herb im Vorwort eines Sammelbandes mit Interpretationen des Werkes, der in der renommierten Reihe des Akademie Verlages "Klassiker auslegen" erschienen ist.
Der Band setzt sich überwiegend aus erstmals publizierten Beiträgen zusammen, die aus Frankreich, England und Deutschland stammende AutorInnen verfassten, enthält jedoch auch einige der einflussreichsten Interpretationen der letzten Jahrzehnte. Ihre Anordnung folgt der Gliederung der interpretierten Schrift, ohne dass ein den gesamten Text gleichmäßig abdeckender Kommentar angestrebt worden wäre. Vielmehr konzentrieren sich die einzelnen Beiträge auf zentrale Fragestellungen ausgewiesener Textpartien. Zunächst widmen sich Karlfriedrich Herb und Wolfgang Kersting der von Rousseau verfolgten Methode und der der Schrift zugrunde liegenden Vertragsidee. In einem weiteren Beitrag untersucht Herb das Problem der Repräsentation. John P. Palmanetz und Robert Wokler erörtern den Begriff der politischen Freiheit in Rousseaus Schrift, Patrick Riley den der volonté général. Bernard Gagnebin beleuchtet die Rolle des Gesetzgebers, Paul Bastid die Theorie der Regierungsformen. Anschließend befasst sich Jean Cousin mit Rousseau als Interpreten der römischen Institutionen. Aus der Feder der Münchner Nachwuchswissenschaftlerin Michaela Rehm stammt weiterhin die Untersuchung der Zivilreligion. Die beiden letzten Beiträge weisen über Rousseaus Text hinaus: Olaf Asbach geht der Frage der völkerrechtlichen Vollendung des Gesellschaftsvertrages nach und Reinhard Brandt, der den Band beschließt, widmet sich dem "Contrat social bei Kant".
"Trotz oder gerade wegen der Leichtigkeit des Stils bereitet die Lektüre des 'Gesellschaftsvertrages' beträchtliche Probleme", heißt es in der Einleitung. Gemeinsames Ziel der VerfasserInnen ist es, einige der zahlreichen Probleme, die der Text bei genauerer Lektüre offenbart, "einer Lösung näher zu bringen" oder ihren philosophischen Gehalt zumindest besser nachvollziehbar zu machen.
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