Die Meisterwerke des Louvre

Henry Loyrette unternimmt einen visuellen Spaziergang durch das meistbesuchte Museum der Welt

Von Frauke SchlieckauRSS-Newsfeed neuer Artikel von Frauke Schlieckau

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wer schon einmal im Louvre war, der weiß, dass man bei einem Rundgang durch die Gemälde- und Skulpturensammlung leicht die Orientierung verlieren kann. Sich vorher eine Route zu überlegen, der man durch den ehemaligen Königspalast folgt, Gemälde auszuwählen und gezielt anzusteuern, ist daher nicht nur ratsam, sondern geradezu notwendig, will man vermeiden, dass der Museumsbesuch zum frustrierenden Ereignis gerät. Der von Henry Loyrette, dem Generaldirektor des Louvre, herausgegebene Bildband „Louvre. Die Meisterwerke“ unterstützt den Besucher bei diesem Vorhaben, indem er geschickt und übersichtlich durch das drittgrößte Museum der Welt führt.

„Louvre, die Meisterwerke: Mit einer Auswahl von fast 500 Arbeiten bietet dieser Band einen visuellen Spaziergang durch das Museum. Die Klassiker stehen hier neben Neuerwerbungen und in der Öffentlichkeit weniger Bekanntem. Von Mesopotamien zum Ägypten der Antike, vom mittelalterlichen Abendland bis zu den großen Malschulen, von der Skulptur zu den grafischen Künsten, von Afrika bis Ozeanien sind die Meisterwerke nach den neun Abteilungen des Museums geordnet. Durch die Inszenierung überraschender Details und die unerwartete Gegenüberstellung mancher Werke ergibt sich ein neuer Blick auf eine der bedeutendsten Sammlungen der Welt.“

Dass es sich bei dem Band trotzdem nicht um einen „dicken Schinken“ sondern um ein modernes und übersichtliches Einführungswerk handelt, dass sich trotz der vielen Bilder eine Leichtigkeit, Strukturiertheit und Übersichtlichkeit bewahrt hat, ist nicht zuletzt der Gestaltung von Philippe Apeloig zu verdanken. „In seiner Gliederung folgt das Buch der Präsentation des Museums in einzelne Abteilungen: So behält der Leser beim Betrachten den Überblick, ohne sich in einem Labyrinth von Kulturen und Stilrichtungen zu verlieren.“

Auch der einführende Text über die Geschichte des Louvres ist in angenehmer Länge gehalten, Daniel Soulié gelingt es, sich in seinem Überblick nicht in Details zu verlieren. Gereicht der Einleitung die Textknappheit zum Vorteil, ist sie für den Rest des Bandes mit den wunderbaren Farbfotografien von Erich Lessing insgesamt jedoch ein Nachteil. Zwar ist „Louvre. Die Meisterwerke“ ausdrücklich als visueller Spaziergang konzipiert, ein paar ergänzende Sätze zu den Abbildungen, die nur mit den üblichen Eckdaten versehen sind, wären jedoch hilfreich gewesen. So aber steht der Laie, ähnlich wie bei einem Museumsbesuch ohne Audioguide, den Abbildungen teilweise verständnislos gegenüber. Angesichts der Tatsache, dass sich der Betrachter die Bilder also ohnehin selbst erschließen muss, ist ein Spaziergang vor den Originalen dem visuellen Flanieren somit natürlich, wenn möglich, jederzeit vorzuziehen.

Einen Vorteil hat der Band gegenüber dem Louvrebesuch aber doch: Während man in den sich auf einer Gesamtfläche von 16 Hektar erstreckenden Sälen viele Schätze der knapp 400 000 Kunstwerke umfassenden Sammlung schlicht übersieht, und sich der Durchschnittsbesucher daher zumeist auf die bekannten Exponate wie die Mona Lisa beschränkt, weist „Louvre. Die Meiserwerke“ auch auf weniger bekannte, aber nicht minder bezaubernde Werke hin. Seinem eigenen Anspruch, Appetit auf eine der umfangreichsten Kunstsammlungen der Welt zu machen, die Erinnerung an Stücke wachzuhalten, die man besonders bewundert hat, und dazu anzuregen, erstmals oder erneut die Ausstellung zu besuchen, wird der Band daher definitiv gerecht. Zwar ersetzt der Band keineswegs einen Museumsbesuch – denn entfalten können Gemälde ihre Wirkung grundsätzlich nur im Original – er ist aber eine attraktive Ergänzung und gut geeignet, um im Geiste einen Spaziergang durch das meistbesuchte Museum der Welt zu unternehmen.

Titelbild

Henri Loyrette (Hg.): Der Louvre.
Knesebeck Verlag, München 2008.
544 Seiten, 44,00 EUR.
ISBN-13: 9783896605986

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