Zu dieser Ausgabe

Die spinnen, die Literaturkritiker: Da publiziert die 17-jährige Helene Hegemann mit „Axolotl Roadkill“ einen Roman, der über Nacht zum Bestseller wird, obwohl er teils aus wörtlich abgeschriebenen Passagen besteht – und kurz darauf haben die Top-Rezensenten der deutschen Presse nichts Besseres mehr zu tun als in Rudeln zu Hegemanns 18. Geburtstag im Berliner Techno-Tempel „Tresor“ zu pilgern.

„Nun kann man sich also auch mit der Frage herumschlagen, was denn wohl die Feier eines Teeniegeburtstags direkt vor dem versammelten Sachverstand unseres Literaturbetriebs zu bedeuten hat. War das Autorinnenvermessenheit? Wurde da die PR-Schraube noch eine Umdrehung höher gedreht? Na ja, zumindest ins Kalkül nehmen sollte man auch, dass ein wenig Ironie in dieser ganzen Angelegenheit inzwischen nicht schaden kann“, stellt Dirk Knipphals in der „taz“ fest. „Ganze Kulturredaktionen waren geschlossen angereist. Viele Kollegen zeigten sich event- und spaßbereit. Aber man war auch nicht allein mit seiner Restscham, diesen Auftrieb dann doch auch selbst mitzumachen.“

Derweil erscheinen täglich neue Extra-Seiten und Debatten-Artikel zu einem Fall, der bereits jetzt literaturgeschichtliche Relevanz gewonnen hat – ganz einfach durch die unglaubliche Aufmerksamkeit, die er nach wie vor bekommt. Auch bei literaturkritik.de sind mittlerweile eine Reihe von Rezensionen und Analysen zu der Geschichte eingetroffen, die wir in der März-Ausgabe versammeln. Und zwar in unserer Schwerpunkt-Rubrik, die sich in diesem Monat, wie üblich, den Publikationen zur Leipziger Buchmesse widmet.

In unserem Kulturjournal, in dem ebenfalls bereits einige kontroverse Einschätzungen zu Hegemanns Roman und der Frage, ob der Autorin nun ein Plagiat vorzuwerfen sei oder nicht, gepostet wurden, können Sie übrigens problemlos selbst an der Debatte teilnehmen – genauso wie über die Leserbrief-Funktion unter den einzelnen Artikeln. Über Ihre Nachrichten freuen wir uns – und sicher auch unsere Leser, die im Netz nach alternativen und unabhängigen Meinungen suchen.

Gute Orientierung und viel Freude beim Mitdiskutieren
wünscht Ihnen
Ihr

Jan Süselbeck