Hetären, Handelsgut und flambierte Frauen – Zwei Bände des Trancript-Verlags behandeln Prostitution in Geschichte, Gegenwart und Film

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In den letzten Jahren hat der transcript Verlag zwei Titel zur Prostitution in sein Programm aufgenommen, eine Monografie und einen Sammelband. Während Hedwig Wagner in ihrer Studie „Die Prostituierte im Film“ nach dem „Verhältnis von Gender und Medium“ fragt, wirft der von Sabine Grenz und Martin Lücke herausgegebene Sammelband „Verhandlungen im Zwielicht“ Schlaglichter auf „Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart“.

Die Beitragenden dieser auf einer im März 2006 vom Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“ an der Berliner Humboldt-Universität abgehaltenen Tagung gründenden Anthologie gehen etwa dem „Hetärenwesen im klassischen Athen“ nach (Elke Hartmann), beleuchten „[d]ie (un)heimliche Beziehung der Psychoanalyse zur Prostitution“ (Bettina Mathes), stellen unter dem Titel „Die Frau als ‚Handelsgut‘“ „([s]traf)rechtliche Betrachtungen des Menschenhandels in Österreich und Deutschland“ an, erörtern, ob Prostitution sexuelle Gewalt verhindert oder ermöglicht (Sabine Grenz) und thematisieren die „Prostitutionspolitiken“ in Österreich und Slowenien (Birgit Sauer) sowie in Deutschland und Schweden (Susanne Dodillet). Dabei strebt der Band laut Einleitung der HerausgeberInnen insgesamt keineswegs an, „eine klare Position für oder gegen kommerzielle Sexualität einzunehmen“.

Weniger für die Geschichte und die gesellschaftliche Realität der Prostitution interessiert sich Hedwig Wagners theoretisch anspruchsvolle Arbeit, vielmehr fragt sie danach, „wie und warum die Figur der Prostituierten und die Prostitution“ in cineastischen Werken „bisher so dargestellt wurden, wie sie dargestellt wurden“, also nach den „Prämissen der Imagination von Prostitution und Prostituierter“. Dazu nimmt sie Werke (fast) aus der gesamten Filmgeschichte in den Blick, darunter die Filme „Tagebuch einer Verlorenen“, „Klute“, „Die flambierte Frau“, „Küss mich, Dummkopf“ und „Pretty Woman“. Die „Wahrheit oder Unwahrheit“ der Darstellungen und cineastischen Narrationen spielen dabei nur am Rande eine Rolle. Im Zentrum steht deren „Verhältnisbestimmung“ untereinander.

R.L.

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Hedwig Wagner: Die Prostituierte im Film. Zum Verhältnis von Gender und Medium.
Transcript Verlag, Bielefeld 2007.
325 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 9783899425635

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Sabine Grenz / Martin Lücke (Hg.): Verhandlungen im Zwielicht. Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart.
Transcript Verlag, Bielefeld 2007.
350 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 9783899425499

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