Die Effizienz seines Geschäfts, ganz pragmatisch

Ein neuer Band aus der Serie um den vornamenlosen Parker unterhält sehr gut

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bei einem Wettbewerb um den stärksten Anfang hätte Richard Stark gute Chancen: „Als das Telefon läutete, war Parker gerade in der Garage und brachte einen Mann um.“ Ein starker Satz, mit allen Zutaten, die die erfolgreiche Serie um den vornamenlosen Profiverbrecher Parker, der es doch nie schafft, die richtigen Mitarbeiter um sich zu scharen, auszeichnet: Eine starke, stringente Handlung, dosierte Gewalt, eine lakonische Sprache und einen zurückhaltenden, sarkastischen Humor. Damit heißt der amerikanische Krimiautor Donald E. Westlake, wie Richard Stark wirklich ist, berühmt geworden. Der Zsolnay Verlag hat ihn jüngst wiederentdeckt und bringt die Serie in bunter Reihenfolge auf Deutsch heraus.

Und auch wenn die Ingredienzien immer gleich bleiben und die Handlung sich doch ein wenig ähnelt: Es macht immer wieder Spaß, seine klug komponierten, gradlinigen Krimis zu lesen. Denn sie sind ein wunderbares Gegengift zu den überladenen, grübeldüsteren Schwedenkrimis und den platten, holzhammerwitzigen und meist schlecht geschriebenen Erzeugnissen der Regionalkrimiindustrie, mit denen die Verlage uns derzeit überschwemmen.

Dabei werden Parker und seine ganz besondere Psychologie gerade durch die Lakonie besonders deutlich. Auch im neuen Fall, dessen Anfang ihn gerade beim Mord unterbrach: „Ralph und ich hätten vielleicht was“, sagte Elkins. Zweigleisig geht die Geschichte bis zum Schluss weiter, denn der Anruf hatte nichts mit dem Eindringling zu tun: Dieser war ein Profikiller, der ihm von einigen Leuten auf den Hals geschickt wurde, die sich an ihm rächen wollen. Bei Elkins’ Vorschlag aber geht es um einen Gemäldediebstahl, bei dem noch jemand gebraucht wurde.

Und natürlich geht auch hier nicht alles glatt, obwohl alles so gut vorbereitet wurde. Denn die Parker-Krimis erinnern oft an eine Vorlesung in Chaos-Theorie, frei nach Murphys Gesetz: Was schief gehen kann, geht auch schief. Parker nämlich ist der Profi – es sind die anderen, an denen die Coups immer wieder scheitern. Parker hingegen reagiert auch auf Unvorhergesehenes angemessen, Gefühle spielen bei ihm keine Rolle, sondern die Effizienz seines Geschäfts. Den Profikiller bringt er also um, denn der würde doch nur wiederkommen und lästig sein; ein älteres Ehepaar, das in den Mord verwickelt wird, verschont er – es bringt ihm nichts, wenn er sie umbringt. So pragmatisch ist Parker.

Nicht nur bei der Rache, sondern vor allem bei seinem „Beruf“, dem Gemälderaub nahe der kanadischen Grenze, bei dem die Banditen mit viel Technik in ein einsam gelegenes Haus einbrechen wollen, dann aber am Schluss doch wieder mit so viel Durcheinander konfrontiert werden, wo ihnen alte Kumpane in die Quere kommen, die nicht leer ausgehen wollen, und mehr Polizei, als sie geahnt hatten.

Es ist immer wieder eine Freude, Richard Starks sorgfältig komponierte, stringente und mit einem Schuss trockenen Witz gewürzte Krimis zu lesen. Wie schön, dass der Zsolnay Verlag diese Perlen wieder zugänglich gemacht hat.

Titelbild

Richard Stark: Der Gewinner geht leer aus. Roman.
Übersetzt von Dirk van Gunsteren.
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2010.
282 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783552054974

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