„Versprengte Gemeinschaft“ – Walter Delabar stellt in seinem „Studienbuch“ wichtige Autoren der deutschsprachige Literatur von 1918-33 vor und umreißt die „Klassische Moderne“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Einführungen, Einführungen, Einführungen! Wie wählt man die richtigen Bücher zur Prüfungsvorbereitung eigentlich aus, worauf achtet man da am besten? Nehmen wir zum Beispiel mal dieses hier: Walter Delabars „Studienbuch“ zur „Klassischen Moderne“, womit laut Untertitel die „Deutschsprachige Literatur 1918-33“ gemeint ist. Ein erster Blick auf die Reihe: „Akademie Studienbücher Literaturwissenschaft“, herausgegeben von Iwan-Michelangelo D’Aprile. Das ist doch schon einmal eine ziemlich gute Adresse, zumal der Band soeben erst im Berliner Akademie Verlag neu erschienen, also ganz aktuell ist.

Was außerdem vielleicht nicht jedem Studierenden auf Anhieb klar sein dürfte: Delabar ist ein echter Kenner der Materie. Sein Text ist, einer kurzen Durchsicht nach zu urteilen, griffig geschrieben, der Aufbau übersichtlich: Jedes Kapitel beginnt mit einer Abbildung, deren Beschreibung und Analyse, dann folgt eine kurze literarhistorische Darstellung mit zusätzlichen Randglossen, die den umherschweifenden Blick lenken und orientieren sollen. Im Text finden sich wichtige zeitgenössische Zitate, aktuelle Forschungsmeinungen und ihre kundige Erläuterung durch Delabar – sowie einige mögliche Prüfungs-Aufgabenstellungen am Ende. Zuletzt gibt es dann noch ausgewählte und kommentierte Literaturhinweise zur weiterführenden Lektüre. In dem Kapitel „Der große Krieg als Signum der Epoche“ wird an dieser Stelle unter anderem etwa Matthias Schönings Habilitation „Versprengte Gemeinschaft. Kriegsroman und intellektuelle Mobilmachung in Deutschland 1914-33“ aus dem Jahr 2009 genannt. Die Stichprobe verdeutlicht: Delabars Literaturhinweise sind wirklich auf dem neuesten Stand.

Ganz am Ende des Bands findet sich dann noch ein sogenannter „Serviceteil“ mit einer weiteren Auswahl-Bibliografie: An sich eine Selbstverständlichkeit, aber die Benennung dieses Anhangs klingt albernerweise so, als halte man eine Werbe-Broschüre der Allianz-Versicherung in der Hand. Wofür natürlich der Autor nichts kann, denn dies dürften feste Vorgaben der Reihe sein, die allein der Verlag zu verantworten hat.

Bei einem zweiten Blick ins Inhaltsverzeichnis stutzt man kurz: Enthält denn der Band gar kein eigenes Kapitel zum Expressionismus? Dies ist, wie man schnell herausfindet, ebenfalls eine Folge des Verlagsprogramms: Da in der selben Reihe bereits Philip Arjouris Einführung „Literatur um 1900. Naturalismus – Fin de Siècle – Expressionismus“ (2009) vorliegt, scheint man von Delabar eine erneute Behandlung des Themas in seinem Band nicht für wünschenswert gehalten zu haben.

Dafür gibt es aber bei Delabar zum Beispiel gleich zwei Abschnitte über bekannte Kriegsromane aus der Zeit der Weimarer Republik. Hier spielen Ernst Jünger und Erich Maria Remarque die Hauptrollen, wobei Delabar in diesem Zusammenhang passenderweise auch gleich noch ein Kapitel über die Modernisierung des Literaturbetriebs als ‚Bestseller‘-Maschinerie einbaut.

Zusätzliche Informationen bietet der Band unter anderem zum Dadaismus, zur Lyrik und zum Theater der behandelten Zeit. Thomas Mann, Franz Kafka und Alfred Döblin werden als Einzelautoren ausführlicher behandelt – ein merkwürdiger Autor wie Arnolt Bronnen allerdings schon wieder nur ganz am Rande, der fiel bei der rigiden Auswahl offenbar unter den Tisch.

Alles in allem also ein reelles „Serviceangebot“, um den passenden Terminus noch einmal aufzugreifen: Da es sich um einen Autor handelt, der nebenbei auch für literaturkritik.de schreibt, verbietet sich an dieser Stelle aber jedes weitere Lob. Und auch eine detailliertere Kritik.

J.S.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter / innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Walter Delabar: Klassische Moderne. Deutschsprachige Literatur 1918-33.
Akademie Verlag, Berlin 2010.
255 Seiten, 19,95 EUR.
ISBN-13: 9783050044163

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