Ein Kleinod Simone de Beauvoirs
Stephanie Bung und Romana Weiershausen über Simone de Beauvoirs „Schreiben zwischen Theorie und Erzählung“
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / Literaturhinweise„Querelles“, das „Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung“ erscheint nun schon seit anderthalb Dezennien. Im Blickfeld des jüngsten Bandes steht mit Simone de Beauvoir eine Klassikerin des Feminismus. Und auch unter den Autorinnen, die von den Herausgeberinnen Stephanie Bung und Romana Weiershausen für den Band gewonnen werden konnten, befinden sich einige klangvolle Namen. Zuvorderst wäre da wohl die spätestens seit ihrer „Psychographie einer Intellektuellen“ als de Beauvoir-Kennerin ausgewiesene US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Toril Moi zu nennen, die den vorliegenden Band mit der Frage „What Can Literature Do“ eröffnet und einem Blick auf „Simone de Beauvoir as Literary Theorist“ wirft. Doch auch Renate Kroll, die Herausgeberin des „Metzler Lexikon Gender Studies“ dürfte den interessierten Lesenden keine Unbekannte sein, zumal sich ihr Nachschlagewerk schnell als Standardwerk erwiesen hat. Im vorliegenden Band erörtert sie de Beauvoirs „Literaturtheorie und rezeptionsspezifische[n] Feminismus im fiktionalen Text“. Romana Weiershausen legt Beauvoirs „existentialistisches Credo und seine Ambivalenzen“ dar, Françoise Rétif findet in dem Werk der französischen Feministin „die Suche nach dem Anderen“ und das Autorinnenpaar Hilge Landwehr und Catherine Newmark entdeckt bei Simone de Beauvoir eine andere „Erste Philosophie“, nämlich die des Geschlechts. In den genannten und auch in den weiteren Texten des Bandes lassen sich manche erhellende Entdeckungen machen.
Hinzu kommt als besonderes Kleinod die Übersetzung eines, wie die Herausgeberinnen betonen, „weitgehend unbekannten“ Textes Beauvoirs, den Stephanie Bunge für den vorliegenden Band übersetzt hat. Der aus dem Jahr 1964 stammende Aufsatz umfasst zwar nur 15 Seiten, doch bietet er „eben jenes literaturtheoretische Konzept“, das der französischen Autorin – wie sich zeigt – zu Unrecht „abgesprochen“ wird. Er ist es denn auch, der die Grundlage für den bereits genannten Beitrag von Toril Moi bildet.
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