Wie aus dem Leser ein Autor wurde
Zu Erich Wolfgang Skwaras „Eine Wirklichkeit des Sirenengesangs“
Von Saskia Schulte
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer Romancier, Lyriker und Essayist Erich Wolfgang Skwara hat einen Band mit Aufsätzen und Prosa aus den Jahren 1974 bis 2008 veröffentlicht. Die Texte, über die Jahre allesamt bereits in namhaften Zeitschriften erschienen, sind chronologisch geordnet und zeigen die Entwicklung des Skwara’schen Geistes, seines literarischen Kosmos und seiner Sprache. Vor allem würdigt er seine Vorbilder Jean Améry, Hermann Broch, Thomas Bernhard und Georg Trakl. Skwara ist nicht zu ihrem Epigonen geworden, sondern setzt ihre Tradition fort. Er tut dies immer mit Augenmerk auf die europäische Literaturgeschichte, die der teils in den USA lebende und an einer Universität lehrende Autor weder vergessen hat noch verleugnet. Ganz im Gegenteil: Besonders hervorzuheben ist sein Aufsatz über Thomas Bernhard, ein grandioses „Inventarium einer Leser-Autor-Beziehung“ zwischen Skwara und dem verehrten Schriftsteller.
Erich Wolfgang Skwara, Hermann-Lenz-Preisträger von 2002, ist ein Autor, der viel reist. So waren bisher unter anderem Österreich, die USA, Kroatien, Italien und Frankreich Stationen seines Lebens. Skwara zeigt sich in diesem Band nicht nur als ein Reisender, sondern auch als ein zwischen den Orten Zerrissener. Immer wieder beschreibt er den Widerstreit, für die USA ist er zu ernst, für das ihm eng erscheinende Österreich ist er zu weltoffen, nirgends findet er eine Heimat denn in der Literatur, der Kunst. „Warum der Atlantik immer breiter wird“ heißt einer dieser Texte, es ist eine Reisebeschreibung des Äußeren wie des Inneren.
Die gesammelten Texte des Bandes sind teils literarisch, teils literaturwissenschaftlich, sie beziehen politisch Stellung und arbeiten Kulturhistorisches auf. Ein abwechslungsreicher, in sich stimmiger Band mit poetischen, kraftvollen, teils provokanten Aufsätzen und teils schillernder, teils düsterer Prosa.
|
||