Wissenschaft und Porno
Ein Sammelband zu dem Verhältnis von Porno und Popkultur
Von Thomas Neumann
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer vorliegende Band gehört zu dem für den Buchmarkt schwierigen Genre des Sammelbandes. Außerdem ist er noch der zweite Teil zu dem 2005 erschienenen Band „Porno Pop. Sex in der Oberflächenwelt“, der überraschenderweise durchaus als erfolgreich gelten darf. Was 2005 in den Wechselbeziehungen zwischen Popkultur und Pornografie verhandelt wurde, das scheint sechs Jahre später schon obsolet. Aber so wie die Themen von 2005 veraltet und überholt erscheinen, so bringen Popkultur und Pornografie in ihrer rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit neue Themen, die es lohnt, mit neuer Aufmerksamkeit und unter neuen Perspektiven zu untersuchen. Orientierungspunkt und Anlass sind die Texte des Sammelbandes aus dem Jahr 2005.
Der Band wurde in verschiedene Bereiche gegliedert, die unter den Überschriften „Social History [] Macht“, „Psychological Phenomenon [] Subjekt“ und „Arts [] Ästhetik“ zusammengefasst werden. Darin sind zwei Dutzend Beiträge versammelt. Zusätzlich wird der Leser mit einer nutzreichen Einleitung auf den Lektüreweg geschickt. Letztendlich findet sich im Anhang bei den Danksagungen ein Hinweis, der den Band treffend charakterisiert und zusammenfasst: „Ebenfalls wie schon Sex in der Oberflächenwelt ist dieser Band gewidmet der Lust, die ewig keiner will.“
Wie auch schon im ersten Band bietet das Inhaltsverzeichnis Hinweise auf interessante Lektüren. Ohne auf alle einzelnen Beiträge einzugehen, sei beispielhaft auf den Text „Adenauer im Sex-Shop. Notizen zum Thema ‚Pornographie und neueste Öffentlichkeit‘“ von Norbert Niemann verwiesen. Die „Notizen“ gehen auf die Veränderungen, die Differenzen ein, die sich aus einem Abgleich von gegenwärtiger und literarisch-wissenschaftlicher Realität des Jahres 2005 ergeben. Das vorliegende „Update“ in Buchform wird rückblickend nach der Lektüre wichtiger, als es der erste Band war. Dies liegt an der zusätzlichen zeitlichen Komponente von „Pornopop Zwei“, die die Differenz von 2005 und 2010 untersucht. Man kann die Veränderungen in einem auf den ersten Blick kurzen Zeitraum wahrnehmen und ist über die Veränderungen der letzten fünf Jahre verwundert. Letztendlich ist es ein Buch, das die beschleunigte Wirklichkeit in einem Bereich thematisiert, der „vormals“ dem Privaten vorbehalten war.
Schon allein die Idee, ein Buch noch einmal zu machen, wäre ausreichend, die Lektüre zu empfehlen. Wo findet man auf dem Buchmarkt noch soviel Mut und gleichzeitig Innovation? Aber darüber hinaus leistet „Pornopop II“ einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion von Pornografie und Popkultur im Kontext einer beschleunigten Gegenwart. Daher sei der Band wärmstens empfohlen. Daneben darf man sich zum Vergleich gerne den Band von 2005 legen. Oder um es mit Herrn Dylan zu sagen: The Times They Are A-Changing!
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