Bildhauer, bleib bei deinen Skulpturen

Serge D. Mangin und seine "Annäherungen an Ernst Jünger 1990 - 1998"

Von Oliver JahnRSS-Newsfeed neuer Artikel von Oliver Jahn

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Was für ein überflüssiges Buch. Da erhält der 1947 in Paris geborene, 1970 nach Deutschland ausgewanderte Bildhauer Serge D. Mangin im Sommer des Jahres 1990 die Gelegenheit, einen Porträtkopf Ernst Jüngers zu modellieren. Im Garten von Ernst Jüngers Neffen begegnet man sich, ein paar schöne Fotos werden geschossen, man trinkt Wein und lernt sich kennen, erste Zurückhaltung geht in zarte Freundschaft über.

Die Skulptur überzeugt, über die Jahre hinweg besucht man sich, Jünger besucht Mangin sogar in seiner Einsiedelei auf Kreta. Immer wieder schöne Fotos, doch, Ernst Jünger braungebrannt und drahtig, in Badehose am kretischen Strand. Hier gelingt Mangin seine einzig nennenswerte Beobachtung: Jünger jagt zwischen den Schlammplacken am Strand nach kleinen Tierchen. Mangin: "Man könnte auch meinen, er durchwühlte ein Grab".

Ansonsten plustert sich hier zum Buch, was gerne persönliche Erinnerung und Verehrung hätte bleiben sollen. In loser thematischer Verknüpfung (Jünger und die Farbe Blau, Jünger und die Farbe Rot, Jünger und das Rittertum, Buddha und Kuros usw.) breitet Mangin eher unmotiviert seine Lesefrüchte aus. Und eigentlich geht es auch mehr darum, seine eigenen Skulpturen und Plastiken ins rechte Fotolicht zu rücken. Denn, wie uns ein kleines Vorwort des französischen Botschafters in Bonn mitteilt, gab es 1995 dort eine Ausstellung des bildhauerischen Œuvres von Maître Mangin.

Ein bißchen Anthologie mit Jünger-Stellen, ein bißchen Fotoband (aber auch nicht wirklich prächtig, obwohl manches Bild darunter ist, das Heimo Schwilk in seinem Ernst-Jünger-Leben-Werk-Bildband nicht hat), ein paar Tagebuchauszüge Mangins über die Begegnungen mit dem von ihm heilig-verehrten Dichter. Und irgendwie unangenehm ein schwaches haut gout von Selbstüberhebung, etwa ganzseitig fotografiert die Tagebuchkladde Mangins, und das alles unter Überschriften wie "Als ich den Blick des Anarchen in Bronze bannte."

Brauchen wir solche Freundschaftsbücher? Sie sind meist nett gemacht und furchtbar harmlos. "Wie mich einmal Arno Schmidt nicht grüßte..." - wir kennen das. Wer etwas über Ernst Jünger wissen will, greife lieber zur Biografie von Paul Noack (1998) und großen Studie von Martin Meyer (1990). Oder noch besser: lese bei Ernst Jünger selbst nach.

Titelbild

Serge D. Mangin: Annäherungen an Ernst Jünger 1990-1998. Übers. von Inga Meinecke und Charlotte Ronsieck.
Herbig Verlag, München 1998.
119 Seiten, 24,50 EUR.
ISBN-10: 3784427014

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