Das dicke Ende kommt immer zuletzt – Ludger Lütkehaus offeriert den Lesenden Früchte „philosophischer Bonsais“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Baum der Erkenntnis, von dem der Philosoph des Nichts den Lesenden Früchte darbietet, ist ein Bonsai. Das heißt, es sind gleich einige Hunderte dieser Miniaturbäume, die bekanntlich ebenso wenig in den Himmel wachsen, wie Ludger Lütkehaus, der Autor des vorliegenden Büchleins voller Altersaphorismen, an ihn glaubt. „Das Schlimmste kommt zuletzt“ lautet der Titel seines kleinen Weisheitsbüchleins.

Mag sein, dass Lütkehaus dabei an die wenig optimistische Volksweisheit vom dicken Ende oder aber an ein spätes Werk eines großen Autors des Absurden Theaters gedacht hat, dessen Titel „Worstward Ho“ eben diesem Schlimmsten so freudig entgegenzugehen verspricht, wie ein philosophierender Hanswurst ein Jahrhundert zuvor die Liebe zum Schicksal beschwor.

All dies verrät das Büchlein nicht, dafür aber lässt es die Lesenden an den Gedanken teilhaben, die einen regen Geist in einem alternden Körper umtreiben. Da wäre zunächst natürlich einmal das Alter selbst; dann der Tod und fleischliche Gelüste; noch immer – natürlich – die Liebe und schließlich die Gottesfrage, die nicht mit der Gretchens zu verwechseln ist, sondern auf die Theodizee zielt.

Lütkehaus beklagt zudem das „Kritikerschicksal“, geißelt „die penetranteste Form der Eitelkeit“, macht den „größten Vorzug des Unsterblichkeitsglaubens“ dingfest, verteidigt das Recht auf Suizid gegen „die grausamste aller Religionen“, klärt über „die Jäger unter den Frauen“ auf und gibt Auskunft über das eigentliche four-letter-word, das allerdings nur in der Muttersprache des Autors ein solches ist.

R. L.

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Titelbild

Ludger Lütkehaus: Das Schlimmste kommt zuletzt. Philosophische Bonsais.
Schwabe Verlag, Basel 2011.
120 Seiten, 13,80 EUR.
ISBN-13: 9783796527692

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