Besuche aus dem Jenseits
Geistererscheinungen im Theater
Von Jessica Köppler
Besprochene Bücher / Literaturhinweise"Der Glaube an eine Fortexistenz der Verstorbenen als Geister ist ein Urphänomen der Menschheit. Eine mimische Verkörperung der Ahnengeister läßt sich schon bei primitiven Völkern betrachten." Der Geisterglaube in der Renaissance und im Barock bietet die Voraussetzung für die Theatergeister.
Egon Treppmanns Buch "Besuche aus dem Jenseits - Geistererscheinungen auf dem deutschen Theater im Barock" ist in einer Zeit erschienen, in der Übersinnliches wieder besonderes Interesse gewinnt. Fertiggestellt wurde diese Dissertation zwar schon 1954, aber damals war die Zeit noch nicht reif, um sich mit so einer doch schon etwas außergewöhnlicheren Fragestellung zu befassen.
In anderen Ländern finden sich schon früh Veröffentlichungen zu dem Thema der Geistervorstellungen im Theater, alle wurden aber aus literaturwissenschaftlicher und nicht aus theaterwissenschaftlicher Sicht verfasst. Hier wurde ein Nachzeichnen des Weges angestrebt, den der Totengeist sowohl als als literarische Erscheinung als auch als Bühnenfigur am deutschen Barocktheater nahm - und zwar vom ersten Auftreten in der Renaissance bis zu seinem Schwinden während der Zeit der Aufklärung.
Der Theatergeist ist die Schöpfung des intellektuellen Humanismus und eines naiven Aberglaubens. Paradoxerweise kommt es gerade im geistig aufgeschlossenen und wirklichkeitsstrebenden Barock, inmitten einer Blütezeit wissenschaftlicher und geographischer Entdeckungen, zur Ausdehnung des Geisterglaubens