Überleben unter Zombies – und Menschen

In der Comic-Reihe „The Walking Dead“ kämpft eine Gruppe Menschen mit den Folgen der Zombie-Apokalypse

Von Jutta LadwigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jutta Ladwig

Tote steigen zu neuem Leben erwacht aus den Gräbern und bedrohen die Lebenden. Die Angst vor eben genau diesem Szenario begleitet den Menschen seit Jahrtausenden und ist ein beliebter Topos in der Literatur. Untote und Wiedergänger verzeichnet die altnordische Sagaliteratur aus dem 13. Jahrhundert wie auch die Schauerromatik des 19. Jahrhunderts. Der Zombie erfuhr dann in den 1920er-Jahren eine neue Popularität in den Filmen und Comics dieser Zeit. Doch eigentlich begann die Karriere des Zombies 1915, als die Amerikaner auf Haiti einmarschierten. Hier kamen sie erstmals mit dem ihnen unbekannten Voodoo-Kult in Berührung. Zurück in den Vereinigten Staaten beschrieben sie schwarze Magie, okkulte Rituale mit Menschenopfern – und Zombies. Deren Mythos kam aus Übersee, genauer gesagt aus West- und Zentralafrika, Sklaven brachten ihn mit in die neue Heimat. Der Name Zombie geht auf die Bezeichnung eines Leichnams zurück, die Ethnie der Mitsogho in Gabun nannte ihn „ndzumbi“. Im Kongo stand „ndzambis“ für die Seelen der Toten.

Ein Reisebericht sorgt für Zombie-Mania

1929 erwähnt der amerikanische Reisejournalist William Seabrook die haitianischen Zombies – bis heute die klassische Variante dieses Untoten – und wie sie als willenlose Sklaven eingesetzt werden. In „Geheimnisvolles Haiti“ beschreibt er Voodoo-Praktiken und dunkle Rituale, die dem Zombie zusätzlich etwas Magisches verliehen. 1932 folgte dann der erste Zombie-Film „White Zombie“ und zog eine ganze Reihe Filme mit Zombies nach sich. Oft wurden diese den derzeitigen politischen Situationen oder Diskussionen angepasst. Zu echten Klassikern des Zombie-Films gehören George A. Romeros „Living Dead“-Reihe, „28 Days Later“ oder die Parodie „Shawn of The Dead“. Auch im Comic erhielt der Zombie eine Rolle. 1949 versetzte der Untote Bombie Donald Duck in Angst und Schrecken, als Zeichner Carl Banks Bombie durch Entenhausen schlurfen ließ.

„The Walking Dead“: Erfolgreiche Comic-Serie auf dem Blatt und im TV

In dieser Tradition der Zombie-Invasion steht auch die Comic-Reihe „The Walking Dead“. Seit Oktober 2003 verlegte Image Comics monatlich ein neues Buch der Serie von Autor Robert Kirkman und Zeichner Tony Moore. Dieser wurde nach Band 6 von Charlie Adlard abgelöst, während sich Tony Moore hauptsächlich um die Covergestaltung kümmerte. Mittlerweile umfasst die Reihe 95 englische Ausgaben, gezeichnet wird in schwarz-weiß. Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe von Menschen in den USA, die vor dem Hintergrund der Zombie-Apokalypse um ihr Überleben kämpfen müssen. Aber die Zombies sind nicht immer die schlimmsten Feinde, wie sich herausstellt.

2010 erhielt die Serie den Eisner Award in der Kategorie „Best Continuing Series“ bei der San Diego Comic-Con International. Im Oktober desselben Jahres feierte die erste Staffel der Serien-Adaption ihre Premiere und schlug beim Fernsehpublikum ein wie eine Bombe. Keine Frage, diese TV-Adaption einer Comic-Reihe überzeugte in der Ausstattung und bildgetreuen Umsetzung der Geschichte.

„The Walking Dead“ – Die Umsetzung fürs TV

Als Polizist Rick Grimes (Andrew Lincoln) aus dem Koma erwacht, ist nichts, wie es einmal war. Die Welt hat sich verändert, ein Virus hat den Großteil der Bevölkerung in blutrünstige Zombies verwandelt. Rick befindet sich in einem abgelegenen Krankenhaus, um ihn herum keine lebendige Menschenseele, aber er will nicht aufgeben und macht sich auf die Suche nach seiner Frau Lori (Sarah Wayne Callis) und seinem Sohn Carl (Chandler Riggs) – in der Hoffnung, dass sie noch am Leben sind.

Derweil rottet sich eine kleine Gruppe Überlebender am Rande von Atlanta zusammen, darunter auch Ricks Kollege Shane (Jon Bernthal). Der hat sich Ricks Familie angenommen. Als der totgeglaubte Rick plötzlich wieder zu seiner Familie stößt, sind die Zombies nicht Shanes einziges Problem. Als die Gruppe in ihrem Unterschlupf von Untoten angegriffen wird, müssen sie fliehen. In einer Forschungseinrichtung erhoffen sie sich, sicher zu sein vor den Zombies.

Die erste Staffel von „The Walking Dead“ umfasst sechs Episoden á 45 Minuten. Ausnahme: die Pilotfolge, welche mit 67 Minuten die Zuschauer auf das einstimmt, was ihn noch erwartet. In jeder Episode schwingt, wie in den Comic-Büchern auch, eine düstere Atmosphäre mit: Ein Sommertag im Park ist nicht mehr das Gleiche wie früher. Vögel singen, der Wind raschelt in den Blättern… an der nächsten Ecke schlurfen Zombies. Es sind gerade diese kleinen, ruhigen Momente, die eine Gänsehaut hervorrufen. Bewusst wird auf Musik verzichtet, die unheimliche Stille reicht vollkommen aus, um den Zuschauern einen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Für Horrorelemente sorgen die Splatter-Einlagen, bei denen es unappetitlich blutig wird und die Eingeweide nur so spritzen. Wie im Comic auch.

Ebenfalls legten die Serienschöpfer Wert auf ihre Figuren. Es sind vielschichtige Charaktere, jeder mit eigenen Problemen und Ängsten. Sie müssen zusammenhalten, um zu überleben – und Grenzen überwinden. Wie lange kann man in dieser furchteinflößenden bedrohlichen Welt seine Menschlichkeit bewahren? „The Waking Dead“ zeigt Menschen in Extremsituationen ohne Pathos oder übertriebene Stärke, sondern ungeschminkt und authentisch menschlich.

Die Zombies hingegen sind nicht mal der schlimmste Feind der Menschen. Sie sind eine tödliche Bedrohung, mit der ständig gerechnet werden muss. Allerdings verstehen es die Überlebenden sich in ihrer Situation das Leben selbst zur Hölle zu machen.

„The Walking Dead“: TV-Erfolg ohne Ende

War die erste Staffel von „The Walking Dead“ schon ein Erfolg, setzte sie ihren Siegeszug mit Staffel 2 fort. Als die Einschaltquoten bei der ersten Episode die 7 Millionen-Zuschauer Marke knackte, gab der Sender AMC bekannt, eine dritte Staffel in Auftrag gegeben zu haben. Das bedeutet für Fans, dass weitere beliebte Figuren aus den Comics wie Michonne auch in der Serie auftauchen werden.

In Deutschland lief „The Walking Dead“ bisher nur im Pay-TV beim Fox Channel, die zweite Staffel soll dort ab Oktober 2012 ausgestrahlt werden. Spätestens dann wird auch die DVD und Blu-Ray der zweiten Staffel im Handel erhältlich sein. Im Mai 2012 läuft „The Walking Dead“ erstmals im Free-TV als Wochenendspecial, inklusive der längeren Pilotfolge. Aus Jugendschutzgründen aber erst ab 23 Uhr.

Medienhinweis:

The Walking Dead – Die komplette erste Staffel
Laufzeit: 282 + 100 Bonus Min.
Darsteller: Andrew Lincoln, Sarah Wayne Callies, Jon Bernthal, Laurie Holden, Emma Bell, Steven Yeun
Regisseur: Frank Darabont
Produktionsjahr: 2010
Erhältlich auf DVD oder Blu-Ray