Thriller-Ware vom Feinsten

Edwin Kleins „Die Tochter des Attentäters“

Von Pia-Johanna SchweizerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Pia-Johanna Schweizer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eines der wichtigsten Anliegen des Südwestbuch Verlags (SWB) ist es, literarisch unterhaltsam sein. Dieses Ansinnen ist mit Edwin Kleins Thriller „Die Tochter des Attentäters“ durchaus realisiert worden. „Die Tochter des Attentäters“ ist ein gehobener Thriller der Spitzenklasse, der sich deutlich von der sonst leider häufig üblichen Durchschnittsware abhebt.

Der spannende Plot lässt sich wie folgt skizzieren. Nona, 25 Jahre alt, ist auf der Suche nach der Identität ihres Vaters. Ihrem Vater wurde vor 15 Jahren ein Attentat auf einen serbischen Politiker und den EU-Kommissar für Energie angelastet. Ihr Vater musste fliehen und ist auf der Flucht bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Nona glaubt nach wie vor an die Unschuld ihres Vaters, da sie diesen als liebevoll und treu sorgend erlebt hat. Ausgangspunkt ihrer Vergangenheitsbewältigung ist eine psychologische Behandlung, welche immer neue Facetten der damaligen Geschehnisse ans Tageslicht bringt. Schritt für Schritt rekonstruiert Nona das Attentat, wodurch sie auch in der Gegenwart wieder aktiv über ihr Leben bestimmt. In akribischer Detektivarbeit kommt sie den Geschehnissen um ihren Vater auf die Spur und findet heraus, dass ihr Vater als Sündenbock herhalten musste. Welche Rolle spielt ihre Mutter in dem Szenario und wem galt eigentlich der Anschlag? Wer gab das Attentat in Auftrag? Die Atom-Lobby oder Militärs der Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Und: Besteht die Chance, dass Nonas Vater noch lebt, allen Behauptungen und genetischen Beweisen des Bundeskriminalamts zum Trotz? Auf dem Weg zum fulminanten Finale findet Nona quasi nebenbei ihre große Liebe, wodurch der Thriller durch die romantische Nebenhandlung zusätzlich an Format gewinnt.

Obwohl Kleins „Die Tochter des Attentäters“ ein ungemein fesselnder Thriller ist, geht er doch weit über die üblichen Genregrenzen hinaus. Man könnte ihn als eine Art Bildungsroman lesen, in welchem eine junge Frau auf der Suche nach ihrem Selbst ist. Dieses Selbst kann aber nur durch eine gelungene Aufarbeitung der Vergangenheit gefunden werden. Klein schreibt packend, stilsicher, pointiert und humorvoll. Er beweist damit, dass er zur ersten Garde der deutschen Thriller-Autoren gehört.

Titelbild

Edwin Klein: Die Tochter des Attentäters. Thriller.
Südwestbuch, Stuttgart 2011.
350 Seiten, 12,60 EUR.
ISBN-13: 9783942661096

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