Ja, so waren die alten Rittersleut’

Jörg Arentzen und Uwe Rubergs kommentierte Anthologie erstrahlt in aktualisiertem Glanz

Von Jutta LadwigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jutta Ladwig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Lancelot und Gawain,Tristan und Erec – alle diese Figuren haben eins gemeinsam: Sie stehen symbolisch für den hehren Ritter, einen Streiter für Recht und Gerechtigkeit. Ritter sind aus der Literatur nicht wegzudenken. Sie begegnen den Lesern in verschiedenen Ausführungen, sei es als tapferer Kämpfer, finsterer Raubritter oder als Karikatur des Rittertums, wie beispielsweise der berühmte Don Quichote. Geoffrey Chaucer präsentierte seinen Ritter aus den Canterbury Tales als einen Vertreter eines niedergehenden Standes, der wenig mit dem romantischen Ideal des 12. und 13. Jahrhunderts zu tun hat. Ein realistisches Bild, wenn man einen Blick auf die historischen und kulturellen Entwicklungen des Rittertums wirft.

Doch was bedeutete es im Mittelalter eigentlich, ein Ritter zu sein und wie wurde das Bild eines Ritters unters Volk gebracht?

Literatur als Vermittler von Leitbildern

Dass die Literatur hier eine große Rolle einnimmt, dürfte da nicht verwundern. Denn Leitbilder und Lebensformen waren jeher Themen in verschiedenen Schriften, da bildet das Rittertum keine Ausnahme. In der vorliegenden Anthologie „Die Ritteridee in der deutschen Literatur des Mittelalters“ haben Jörg Arentzen und Uwe Ruberg die Entwicklung der Ritteridee vom 12. Jahrhundert bis in die Neuzeit dokumentiert. Nach einer ausführlichen Einleitung, die den Rahmen für diese Anthologie vorgibt, gehen sie ihrem Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten nach. Von etymologischen Reflexionen des Begriffs über gesellschaftliche Aspekte hin zum Alltagsleben. Zu jedem Thema haben sie entsprechende Texte unterschiedlicher Gattungen zusammengetragen, um ein möglichst umfassendes Bild des Ritters in der deutschen Literatur zu zeigen. So sind beispielsweise Auszüge aus dem Lancelot-Prosaroman, Johannes Rothes „Ritterspiegel“, Hartmann von Aue und Wolfram von Eschenbach zu finden, die die verschiedenen Themen textlich illustrieren. Aus diesen Primärquellen erfahren die Leser, wie es um Turniere, Feste sowie Werdegang und Alltagsleben der Ritter steht. Alle Texte sind mit Namen- und Sacherklärungen versehen und in den jeweiligen Kontext eingeordnet. Textbeispiele von Thomas Mann und Ludwig Tieck zeigen, wie sich die Ritteridee in der Neuzeit in die Literatur einfügte. Außerdem liefern die Herausgeber nützliche Hinweise zu Übersetzungen und komplettieren die Anthologie mit einem umfassenden literaturgeschichtlichen Kommentar und einer Liste weiterführender Literatur.

Kompaktes Nachschlagewerk zum Thema Ritter

„Die Ritteridee in der deutschen Literatur des Mittelalters“ ist eine umfassende Einführung ins Thema. Übersichtlich und verständlich nähern sich die Herausgeber den verschiedenen Quellen und verdeutlichen die Problematiken oder Darstellungen der thematischen Schwerpunkte. Somit eignet sich diese Anthologie nicht nur für Studenten, welche sich zum ersten Mal mit dem Thema Rittertum befassen, sondern auch für Literatur- und Kulturwissenschaftler, die sich weiter mit dem Thema befassen möchten. Für die zweite Auflage wurde die Anthologie bibliografisch ergänzt und aktualisiert. Der hier dokumentierte Forschungsüberblick erweist sie als hilfreich, die Literaturliste ist eine sehr gute Basis für eigene Weiterforschungen. Rundum also ein gelungenes Nachschlagewerk für alle Interessierten.

Titelbild

Jörg Arentzen / Uwe Ruberg (Hg.): Die Ritteridee in der deutschen Literatur des Mittelalters. eine kommentierte Anthologie.
Einführung von Peter Somogyi / Jürgen Wolf.
wbg – Wissen. Bildung. Gemeinschaft, Darmstadt 2011.
308 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783534244126

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